Geschlossene Schulen, nur Ferndidaktik, kleine Wohnungen und finanzielle Schwierigkeiten der Familie als Folge der Corona-Pandemie - all das schlägt Kindern und Jugendlichen auch in Italien aufs Gemüt. Dort ist im Vorjahr die Zahl der Anrufe wegen Selbstmordversuchen von Kindern und Jugendlichen um 121 Prozent von 39 auf 86 gestiegen, wie die Kinderrechtsorganisation „Telefono Azzurro“ berichtet.
Wegen Selbstmordgedanken stieg die Zahl der Anrufe bei der Hotline der Hilfsorganisation von Kindern und Jugendlichen 2020 um 68 Prozent gegenüber 2019 und zwar von 229 auf 385. Die Zahl der Hilfeanrufe wegen Selbstverletzung stiegen um 84 Prozent von 177 auf 325.
Immer weniger soziale Beziehungen
„Wegen des Lockdowns und der Umstellung auf Ferndidaktik haben viele Kinder immer weniger soziale Beziehungen. Das ist ein gravierendes Problem für Teenager, wenn sie sich nicht mehr mit Gleichaltrigen austauschen können. Selbstmordgedanken graben daher immer tiefere Löcher“, warnte Ernesto Caffo, Kinderpsychiater an der Universität Modena.
Soziale Netzwerke würden die Lage nur noch erschweren. „Das Thema des Todes ist sehr ,cool‘ unter den Teenagern. Tod ist ein Geheimnis, das viele anzieht. Fragile Kinder betrachten Selbstmord als heldenhafte Tat“, so Caffo.
Mädchen stirbt bei TikTok-Mutprobe
Schock löste in Italien der Tod der zehnjährigen Antonella aus Palermo vor zwei Wochen aus. Das Mädchen soll vermutlich bei einer gefährlichen Internet-Mutprobe für die Kurzvideo-App TikTok gestorben sein. Daraufhin beschloss das soziale Netzwerk aus China ab 9. Februar, den Zugang für alle Nutzer in Italien zu blockieren und ihn erst nach Eingabe der Geburtsdaten wieder freigeben.
Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinden oder von Suizid-Gedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Telefonnummer 142. Weitere Krisentelefone und Notrufnummern finden Sie HIER.
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