Nach Veröffentlichung einiger Studien über mögliche Auswirkungen einer Corona-Infektion auf die Fruchtbarkeit ist die Verunsicherung bei vielen zeugungswilligen Männern groß. Eine Erkrankung - entweder durch die Einschränkung des Allgemeinbefindens oder eventuell durch das Virus selbst - wirke sich zwar wirklich auf die Samenqualität aus, bestätigt eine Medizinerin. Langzeitfolgen aufgrund von Fieber und antiviralen Therapien seien aber noch nicht abzuschätzen.
Nach schwerer Erkrankung empfiehlt Bettina Toth, Direktorin der Innsbrucker Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, all jenen, die einen Kinderwunsch hegen, 90 Tage nach einer Covid-19-Erkrankung mit der Zeugung eines Kindes zu warten. Dann könne man davon ausgehen, dass alle Spermien „frisch“ sind. Männern mit konkreter Zeugungsabsicht nach einer schweren Covid-19 Erkrankung rät Toth zudem eine Überprüfung der Testosteronkonzentration sowie die Durchführung eines Spermiogramms 90 Tage nach Heilung.
Wir sehen eine große Verunsicherung. Viele Patienten fragen sich, ob eine überstandene Corona-Infektion die Fruchtbarkeit beeinflusst.
Bettina Toth
„Wir sehen eine große Verunsicherung. Viele Patienten fragen sich, ob eine überstandene Corona-Infektion die Fruchtbarkeit beeinflusst“, beobachtete die Medizinerin. Grundsätzlich wurden, was die Fertilität von Männern betrifft, zwei Arten von Studien durchgeführt.
Virus in Samen nachgewiesen
Einerseits wurde untersucht, ob das Virus im Ejakulat nachweisbar ist. „Es gibt derzeit keine gesicherten Anzeichen einer sexuellen Übertragung des Coronavirus“, fasste Toth die Ergebnisse zusammen. „Allerdings gibt es insgesamt nur wenige Daten, derzeit liegen nur acht Studien vor - bei zweien konnte das Virus im Samen nachgewiesen werden.“ Andererseits wurden in einigen internationalen Studien Spermiogrammanalysen nach einer Covid-19-Infektion durchgeführt. Hier werden unter anderem Anzahl, Form und Beweglichkeit der Spermien im Ejakulat untersucht.
„Keine wesentliche Einschränkung“
Spermiogrammanalysen nach einer Covid-19-Erkrankung hätten vor allem eine etwas eingeschränkte Beweglichkeit der Spermien gezeigt. „Insgesamt ist aber bei den meisten Patienten keine wesentliche Einschränkung der Fruchtbarkeit zu erwarten“, gab Toth Entwarnung. In den bisherigen Studien waren die Spermiogrammparameter zwar signifikant schlechter im Vergleich zu den gesunden Kontrollen, bei der Mehrzahl der Männer zeigten sich aber nur wenige Abweichungen vom Normbereich. Vor allem Männer mit schwerem Krankheitsverlauf wiesen stärkere Abweichungen auf.
Beweglichkeit der Spermien erholt sich
In zwei Studien wurden 84 Covid-19-positive Männer mit einer 105 Männer umfassenden, gesunden Kontrollgruppe verglichen. Von den Patienten hatte ein Prozent einen milden, 27 Prozent einen moderaten, 32 Prozent einen schweren und 39 Prozent einen kritischen Covid-19-Verlauf. Im Vergleich zu den Kontrollen wiesen die Patienten eine geringere Anzahl und Beweglichkeit der Spermien auf, allerdings erholte sich letztere im weiteren Verlauf. „Über langfristige Folgen kann man derzeit noch keine Aussagen treffen“, so die Expertin.
Was die Fruchtbarkeit von Frauen nach überstandener Covid-19 Erkrankung betrifft, gebe es bisher keinen Nachweis von SARS-CoV-2 im Vaginalabstrich von postmenopausalen Frauen, berichtete Toth. „Auch das weist darauf hin, dass Corona nicht sexuell übertragbar ist.“
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