Bande flog auf

Schlepper aus Geldnot: Haft

(Bild: Schulter Christian)

So sah das Flüchtlingscamp nahe Lutzmannsburg vergangenen Herbst aus. Polizei und Heer räumten das illegale Lager. Eine Serie von Schlepperfestnahmen folgte.

(Bild: Schulter Christian)

Schlag gegen die organisierte Schlepperkriminalität: In Lutzmannsburg festgenommen wurde ein Türke, der Illegale in einem Mini-Van von der Grenze zu Ungarn nach Deutschland chauffiert hatte. Jetzt fasste er eine Haftstrafe aus, ebenso seine Komplizin. Im Zuge der Ermittlungen flog ein ganzer Menschenhändlerring auf.

Lange vor der Festnahme positiv aufgefallen war der Türke aus Wien, nachdem er in seinem Taxi 5000 € entdeckt hatte. Der ehrliche Finder gab das Geld dem Fahrgast über Umwege zurück. Und das, obwohl der fast 40-Jährige unter Finanznöten litt. Sein Ausweg: Er wurde Schlepper. „Ich habe mich leider dazu hinreißen lassen, weil ich dringend Geld benötigt habe. Es tut mir leid“, sagte der Beschuldigte in einem sehr guten Deutsch vor Gericht in Eisenstadt. Laut Anklage soll der angeheuerte Chauffeur bei drei Fahrten im vergangenen Jahr Flüchtlinge illegal von Ungarn über das Burgenland bis in die deutsche Hauptstadt Berlin gebracht haben. Pro Tour soll der Schlepper jeweils sechs bis neun Insassen in einem Mini-Van kutschiert haben. Mitte November 2020 war in Lutzmannsburg Endstation. Der Türke und seine Begleiterin wurden festgenommen. Er sitzt seither in Eisenstadt hinter Gittern. „Der Angeklagte sah seinen Fehler sofort ein und war geständig“, hob Verteidiger Andreas Schweitzer hervor. Als Urteil verkündete die vorsitzende Richterin des Schöffensenats, Karin Lückl, 20 Monate Haft. 15 Monate teilbedingt fasste die Komplizin aus.

Der Fall löste weitere Ermittlungen aus. Bei den Nachforschungen stießen Fahnder auf einen weitverzweigten Schlepperring mit Sitz in Wien.

Karl Grammer, Kronen Zeitung