„Keine Tabus“

Kurz für „Sputnik V“-Produktion auch in Österreich

Politik
07.02.2021 08:09

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) will den russischen Impfstoff „Sputnik V“ und jenen in China hergestellten Corona-Impfstoff in Österreich produzieren lassen. Nach einer Zulassung der beiden Vakzine „würde Österreich ganz bestimmt versuchen, Produktionskapazitäten bei geeigneten einheimischen Unternehmen für russische oder chinesische Impfstoffe zur Verfügung zu stellen“, sagte Kurz in einem Interview mit einer deutschen Zeitung, „genauso wie für Hersteller anderer Länder“.

„Es geht doch darum, schnell möglichst viel sicheren Impfstoff zu bekommen - egal, von wem er entwickelt worden ist“, betonte Kurz, der sich erst am Donnerstag dafür ausgesprochen hatte, dass die Europäische Arzneimittelagentur EMA auch die Zulassung von Impfstoffen aus Russland und China prüfen solle, gegenüber der „Welt am Sonntag“. Diesbezüglich dürfe es „keine geopolitischen Tabus“ geben. 

Noch kein Sputnik-V-Zulassungsantrag
Bisher wurde die Zulassung von „Sputnik V“ laut EMA aber noch nicht offiziell beantragt. Man habe von den Entwicklern lediglich einen Antrag auf wissenschaftliche Beratung durch die Arzneimittelagentur erhalten. Dazu gab es im Jänner Gespräche, mehr aber noch nicht. Auch beim chinesischen Impfstoff des Unternehmens Sinopharm ist fraglich, wann eine EU-Zulassung kommt. Ungarn hat dem Präparat schon eine Notzulassung erteilt und fünf Millionen Dosen bestellt.

Der russische Impfstoff „Sputnik V" ist laut Studien wirksamer als bisher gedacht. (Bild: AFP/Jorge Bernal)
Der russische Impfstoff „Sputnik V" ist laut Studien wirksamer als bisher gedacht.

„Geht bei Impfstoffen nicht um geopolitische Kämpfe“
„Ja, wenn die Impfstoffe in Europa zugelassen sind“, beantwortete Kurz im „WamS“-Interview die Frage, ob er selbst sich mit „Sputnik V“ oder einem chinesischen Präparat impfen ließe. „Es geht bei den Impfstoffen einzig um Wirksamkeit, Sicherheit und um schnelle Verfügbarkeit, nicht um geopolitische Kämpfe“, bekräftigte er.

EMA arbeitet „bürokratisch und langsam“
Für die „derzeit suboptimale Versorgung“ der EU-Bürger mit Impfstoffen machte der Kanzler vor allem Lieferschwierigkeiten sowie die „Zulassungsgeschwindigkeit“ verantwortlich. Er halte es „für problematisch, wie bürokratisch und langsam die Europäische Arzneimittelagentur bei der Zulassung der Impfstoffe arbeitet“.

Kurz verteidigt Öffnung am Montag
Der Kanzler verteidigte im Interview zudem die Öffnungsschritte ab Montag, gab sich aber auch „sicher, dass die kommenden Monate noch extrem heftig werden“. Von seiner noch Mitte Jänner bekräftigten Prognose eines „vollkommen normalen Sommers“ schien er jedoch etwas abzurücken: „Ich gehe davon aus, dass die Situation im Sommer aufgrund der Impfungen deutlich besser sein wird und wir in weiten Bereichen zur Normalität zurückkehren können.“

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