Rund 280.0000 Schüler sind am Montag wie berichtet nach dem langen Corona-Lockdown wieder in den Präsenzunterricht gestartet - sofern sie auch an den sogenannten „Nasenbohrertests“ teilnehmen, die zum ersten Mal für alle Schüler auf dem Programm standen. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) machte sich an einer Schul-Teststation selbst ein Bild von der mit Spannung erwarteten „Premiere“. Verweigerer gab es nach einer ersten Zwischenbilanz so gut wie keine. In Wien wurden dem Bildungsministerium vorerst 32 positive Tests rückgemeldet. Diese Kinder werden nun einem PCR-Test unterzogen.
Faßmann besuchte am ersten Schultag nach den Semesterferien die Sport-Mittelschule Wittelsbachstraße. Dort haben Kinder den schnellen Selbsttest an einer Teststation durchgeführt. Ergebnis: „Alle negativ!“, wie das Ministerium wissen ließ. Da beim ersten Durchlauf auch die Eltern dabei sein dürfen, hatten manche Schulen eigene Teststationen im Schulhof aufgebaut. Kinder ohne Begleitung machten die Tests dagegen in den Klassen.
Er freue sich „wirklich sehr, dass wir heute den Präsenzunterricht wieder aufnehmen können“, so der Minister. „Mit Masken, Tests und Schichtbetrieb ermöglichen wir einen weitgehend sicheren Betrieb. Ich bin sicher, dass sich sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Lehrkräfte schnell an das Testen gewöhnen werden und letztlich auch die zusätzliche Sicherheit schätzen, die sie dadurch bekommen“, zog Faßmann eine positive Start-Bilanz.
Die Entscheidung zur Schulöffnung verteidigte der Minister: Natürlich habe man Respekt vor der Situation. Wenn man allerdings auf den Rückgang der Sieben-Tage-Inzidenz wie von manchen Experten gefordert auf eine viel geringere Zahl gewartet hätte, hätte man vermutlich erst irgendwann vor Pfingsten wieder mit dem Präsenzunterricht beginnen können.
Im Lauf des Tages soll stichprobenartig abgefragt werden, wie oft eine Teilnahme von Kindern an den Tests von Eltern verweigert wurde - wobei der heutige Montag noch ein „Vorbereitungstag“ sein soll: Kinder, die noch keine unterschriebene Einverständniserklärung der Eltern haben, dürfen trotzdem in die Schule und werden extra betreut.
Zum Einsatz kommen an den Schulen „Anterio-Nasal-Tests“, mittlerweile auch „Nasenbohrertests“ genannt. Mit diesen erfolgt ein Abstrich mit einem Tupfer im vorderen Nasenbereich. Nach der Abnahme wird dieser in einem Faltkarton mit einer Flüssigkeit beträufelt, der Karton anschließend zugeklappt. Innerhalb weniger Minuten erscheint dann das Ergebnis auf der Vorderseite.
Bereits 6,3 Millionen Testkits an Schulen geliefert
Um die großflächigen Testungen der Schüler zu ermöglichen, wurden bereits 6,3 Millionen Testkits ausgeliefert. Jede Woche erhalten die Schulen 2,2 Millionen weitere Tests. Insgesamt sind laut Ministerium 24 Millionen Testkits bestellt, die wöchentlichen in Tranchen verteilt werden. Um sich die Dimension der Schülertests vorstellen zu können: Die wöchentlichen Testmengen entsprechen dem Ministerium zufolge 25 Lkw-Sattelzügen.
Die neuen Testkits, die für jene Kinder in Betreuung bereits vor den Semesterferien zur Verfügung gestanden waren, galten im Vorfeld als umstritten, nachdem bekannt wurde, dass nur rund die Hälfte der asymptomatischen Infizierten entdeckt werden. Bildungsminister Faßmann hält dennoch an den Tests fest.
Erster Schultag „im Wesentlichen gut funktioniert“
„Im Wesentlichen hat dieser erste Schultag gut funktioniert“, zog auch ein Sprecher der Wiener Bildungsdirektion eine positive Zwischenbilanz. Nur in Einzelfällen habe es an Schulen zu wenige Testkits gegeben, die dann allerdings nachgeliefert wurden. Das bestätigt auch Wiens oberster Pflichtschullehrer-Personalvertreter Thomas Krebs (FCG). An so manchen Standorten hätten einige Eltern die Möglichkeit genutzt, bei der ersten Testung dabei zu sein. Den Ablauf hätten die Schulen allerdings gut organisiert, auch wenn es da und dort zu Gedränge gekommen sei.
Es sei in den vergangenen Tagen Direktoren durchaus noch gelungen, skeptische Eltern vom Nutzen der Testungen zu überzeugen, so Krebs. Ihm sei nur von einzelnen Fällen berichtet worden, in denen Eltern angekündigt haben, ihre Kinder wegen der Testung daheim zu lassen. Konkretes Beispiel: An einer großen Wiener Ganztagsschule seien von den 300 Schülern heute 15 beim ersten Test begleitet worden, drei oder vier werden der Schule wegen der Tests fernbleiben.
„Für die Jugendlichen ist das gar kein Problem“
Auch an den AHS-Oberstufen dürfte es am ersten Testtag keine gröberen Probleme gegeben haben. Der logistische Aufwand sei zwar enorm, erzählt AHS-Direktorensprecherin Isabella Zins, die das BORG Mistelbach leitet. Die Testungen selbst seien jedoch kein Problem gewesen, die Oberstufenschüler an ihrem Haus hätten damit auch schon davor Erfahrungen gesammelt. Unter den insgesamt 300 Schülerinnen und Schülern habe nur eine einzige nicht mitgemacht. „Ihnen ist es so wichtig, dass sie wieder Schule haben, dass sie das in Kauf nehmen.“ Die Testung selbst sei wie ein kleines kollektives Experiment, „für die Jugendlichen ist das gar kein Problem“.
Auch an den AHS-Unterstufen sind am Montag nur wenige Schüler, die an diesem Tag Präsenzunterricht hätten, nicht in die Schule gekommen. Positive Testergebnisse habe es am ersten Schultag nur ganz wenige gegeben, betonte Zins, obwohl sie auch Rückmeldungen von teilweise sehr großen Schulen erhalten habe. „An den allermeisten Schulen waren alle Schüler negativ, so wie man sich das wünscht.“
AHS-Oberstufenschüler zeigen indessen in einem eigens gefilmten Video, wie die schnellen Selbsttests richtig angewendet werden. „Aufgrund der schwammigen Erklärung für die Corona-Tests an Schulen“ habe er gemeinsam mit seinem Klassenkollegen Alexander Arzberger und seiner Schulärztin Dr. Manuela Safer ein Video gedreht, erklärt Leonhard Leitinger seine Beweggründe für das Erklärvideo. „Unser großes Ziel ist es, dass alle Schülerinnen und Schüler dieses Video sehen können und so in Ruhe diesen Test machen können!“, so der Schüler.
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