Viele Schauspielerinnen werden als Doyenne ihrer Zunft oder ihres Hauses bezeichnet. Elisabeth Orth hingegen ist eine echte. Seit 2015 trägt die Kammerschauspielerin diesen Ehrentitel des Burgtheaters. Mehr geht in Theaterösterreich nicht. Außer, wenn man vom einstigen Burgtheaterdirektor Klaus Bachler auch noch „bestimmende Lichtgestalt und Hohepriesterin der Burg“ genannt wird. Am Montag feiert Orth nun den 85. Geburtstag - pandemiebedingt nicht auf einer Bühne.
Geboren wurde Orth am 8. Februar 1936 in Wien als älteste jener drei Töchter (neben Christiane und Maresa Hörbiger), die allesamt erfolgreich in die Fußstapfen ihrer prominenten Eltern Paula Wessely und Attila Hörbiger treten sollten. Adolf Hitler schickte ein Glückwunschtelegramm „zur Geburt des Stammhalters“. In ihrem Buch „Märchen ihres Lebens“ (1975) arbeitete Orth auch die NS-Vergangenheit ihrer Eltern auf. Sie selbst hatte sich der Bürde des großen Namens der Schauspielerdynastie Hörbiger entledigt und benutzt den Familiennamen ihrer Großmutter mütterlicherseits.
Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar
Nach ihrer Ausbildung am Wiener Max-Reinhardt-Seminar war sie unter anderem am Ulmer Theater engagiert, später auch an den Bühnen der Stadt Köln und am Bayerischen Staatsschauspiel München (1964-68 und 1971). Seit 1973 ist sie festes Ensemblemitglied des Burgtheaters. Dazwischen war sie (1995-99) an der Berliner Schaubühne engagiert. An der Burg brillierte sie in Inszenierungen von Achim Freyer, George Tabori, Peter Zadek oder Andrea Breth und beeindruckte stets mit ihrer Sprachkunst sowie der großen Wahrhaftigkeit ihrer Rollengestaltungen.
Ein Leben voll des und der Engagements
Neben ihrem Bühnenengagement war die Schauspielerin, deren 1969 in der Ehe mit dem Schauspieler Hanns Obonya geborene Sohn Cornelius Obonya ebenfalls erfolgreicher Darsteller wurde, auch immer wieder für Film und Fernsehen tätig: So spielte sie in Michael Hanekes Zweiteiler „Lemminge“ (1978) wie 2004 an der Seite von Ruth Drexel in „Die Heilerin“. Im Kino war sie unter anderem in Klaus Maria Brandauers „Georg Elser - Einer aus Deutschland“ (1989), Stefan Ruzowitzkys preisgekröntem Heimatdrama „Die Siebtelbauern“ (1997) und zuletzt in der Komödie „Über-Ich und Du“ (2014) zu sehen.
Aber auch abseits des künstlerischen Scheinwerferlichts erhob Orth immer wieder ihre Stimme und engagierte sich vor allem gegen Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit. Nicht zuletzt hierfür erhielt sie 2009 das Bundes-Ehrenzeichen für Toleranz und Menschenrechte. Zu den weiteren Auszeichnungen der Künstlerin gehören die Kainz-Medaille, der Grillparzer- wie der Liselotte-Schreiner-Ring, die Wiener Ehrenmedaille, das Wiener Goldene Ehrenzeichen und 2015 der Nestroy als beste Schauspielerin.
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