Tag eins nach Lockdown

Ansturm auf Friseure und Möbelhäuser

Österreich
08.02.2021 19:00

Der erste Tag nach dem harten Lockdown hat mit einer wahren Rabattschlacht im Mode- und Sporthandel begonnen. Vor vielen Geschäften bildeten sich lange Schlangen, Friseure waren im Dauereinsatz.

Montagfrüh – Wien erwacht aus dem harten Lockdown: Auf den Hauptverkehrsrouten der Bundeshauptstadt schlängeln sich die Blechkolonnen, in den Einkaufszentren füllen sich langsam die Parkplätze.

Daumen hoch! Auch diese Frau ergatterte die gewünschten Waren. (Bild: Imre Antal)
Daumen hoch! Auch diese Frau ergatterte die gewünschten Waren.

Menschenschlange vor Möbelhäusern
Bei Ikea Nord bildet sich bereits eine Menschenschlange, die geduldig mit FFP2-Masken in der Kälte auf den Einlass wartet.

(Bild: Imre Antal)

„Ich wollte mal schauen, was es Neues gibt“, meint ein Kunde. „Wenn man den ganzen Tag zu Hause sitzt, kommen einem viele Ideen, wie man sein Heim verschönern kann“, fügt er hinzu. Ein junges Pärchen verstaut bereits die ersten erstandenen Wohnaccessoires im Auto und freut sich, dass es dem großen Ansturm auf den Möbelriesen noch rechtzeitig entkommen konnte.

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Mein Freund und ich sind gleich nach dem Nachtdienst zu Ikea gefahren. Wir wussten genau, was wir wollen. Wir hatten das Glück, dass wir uns das Anstellen erspart haben.

Christine C., Krankenschwester aus Wien

Andrang bei Baumärkten verhalten
Etwas verhalten ist dieses Mal der Andrang auf die Heimwerkermärkte, verglichen mit vergangenen Öffnungen nach dem Lockdown. Obwohl: „Die Genossenschaft schickt wegen Corona keine Handwerker aus. Man muss eben alles selbst reparieren“, klagt Jasmina B. Die Schulwartin und zweifache Mutter hat vorerst Schimmelblocker fürs Bad bei einem Baumarkt in Wien-Donaustadt erstanden.

In Wien-Floridsdorf trägt Josef P. einen Fernseher zum Minipreis aus dem Mediamarkt. „Mein altes Gerät ist vor lauter Fernschauen kaputt geworden“, erklärt der Pensionist.

Auch vor den Toren Wiens, wie etwa in den Shoppingtempeln in Gänserndorf (NÖ), stöbern Kunden nach Schnäppchen.

Eine Menschenschlange vor einem Geschäft auf der Mariahilfer Straße in Wien (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Eine Menschenschlange vor einem Geschäft auf der Mariahilfer Straße in Wien

Indes füllen sich in den Wiener Innenstadt-Bezirken die Einkaufsmeilen. Besonders Mode findet reißenden Absatz. Die großen Ketten lassen preislich die Hose runter, um nicht auf ihrer Winterware sitzen zu bleiben. Denn die Lager sind voll, und die Frühjahrskollektionen warten schon darauf, eingeschlichtet zu werden. Auch im Sporthandel ist das Interesse der Kunden groß.

Friseure großteils gut gebucht
Vor einigen Friseursalons bilden sich am Montag Schlangen. Andere sind nicht unbedingt ausgebucht: „Für ältere Leute stellt die kurze Gültigkeit des Testergebnisses ein Problem dar“, erklärt Helga Gigl aus Wien-Josefstadt.

Auch Friseure waren gut gebucht. (Bild: Zwefo)
Auch Friseure waren gut gebucht.

Unterdessen nimmt ein junger Student im Salon Platz und zeigt sein negatives Testergebnis her, das er gerade in der Stadthalle erhalten hat: „Ich bin begeistert, wie gut das in Österreich organisiert ist, kein Vergleich mit Deutschland“, zeigt sich der 24-jährige Deutsche zufrieden.

Mehr Umsatz, aber kein Jubel
Wer am Montag shoppen ging, kaufte häufig mehr ein als sonst zum Wochenstart. „Wir gehen von einer Verdoppelung der Umsätze aus“, rechnet Rainer Will, Chef des Handelsverbandes vor. „Aber es ist kein Jubeltag“, ergänzt Händler-Sprecher Rainer Trefelik, „wir reden von Schadensbegrenzung.“

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Es ist kein Jubeltag, wir reden von Schadensbegrenzung.

Händler-Sprecher Rainer Trefelik

Während in Wien, anderen Ballungszentren und in den Einkaufszentren die meisten Geschäftsleute zufrieden waren, hatten Kaufleute in Bezirksstädten und in schlechteren Lagen einen schwachen Start. Eher mies lief es in Tourismusregionen, wo die ausländischen Kunden abgehen.

„Gastronomie fehlt“
„Generell fehlt die Gastronomie“, weiß Trefelik. Pro Woche verliert die Branche weiterhin zwischen 250 und 300 Millionen Euro im Vergleich zu Normalzeiten. „Der Großteil der Händler hat noch einen harten Weg vor sich“, so Will. In den nächsten zwei Wochen tauschen Kunden noch Weihnachtsgeschenke um und lösen Gutscheine ein; sind diese „Einmaleffekte“ verpufft, wird es noch schwieriger.

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