Detektiv im Interview

Fingerspitzengefühl, Ausdauer und Beobachtungsgabe

Tirol
10.02.2021 16:00

Schauen Sie sich um: Verfolgt Sie vielleicht jemand? Es könnte etwa Privatdetektiv Robert Mallaun aus Innsbruck sein. Die „Krone“ sprach mit ihm über seinen Beruf und die Herausforderungen.

„Krone“: Wie sind Sie zu dem Beruf „Privatdetektiv“ gekommen?
Robert Maullaun:
 Ich hatte das Glück, dass mein Vater schon bei einer Detektei angestellt war. In meiner Schulzeit durfte ich ihn bei Ermittlungen begleiten und bekam so erste Einblicke in diesen Beruf. Nach meiner Karriere als Leistungssportler im Judo arbeitete ich in derselben Detektei wie mein Vater, später machte ich mich selbstständig. Ich übe diesen Beruf bereits seit 19 Jahren aus.

Wie wird man Detektiv?
Man muss eine staatliche Prüfung ablegen, bei der Rechtskunde, Kriminologie sowie weitere Themen abgefragt werden. Unbescholtenheit und Erfahrung als „Berufsdetektiv-Assistent“, also Angestellter bei einer Detektei, sind Voraussetzungen.

Wie gestaltet sich das Angebot von Privatdetektiven?
Im Privatbereich reicht das etwa von Ehe- und Partnertreue über das Auffinden von Personen bis hin zu Nachbarschaftsstreitereien, Sachbeschädigungen und Sorgerechtsverletzungen. Im Wirtschaftsbereich geht es meist um Krankenstandsüberprüfungen, Versicherungsbetrug und sehr viele Unternehmen haben ein Problem mit Diebstahl. Wir sind aber nicht, wie viele denken, fünf Tage die Woche am Observieren. Ladendiebstahlsbekämpfung ist eine regelmäßige Tätigkeit.

Wie wird ermittelt?
Zuerst gibt es ein Gespräch mit dem Auftraggeber. Wir dürfen natürlich nur aktiv werden, wenn ein berechtigtes Interesse besteht. Gemeinsam wird besprochen, wann sich die Observation am besten anbietet. Anders als in den Filmen wird mit mindestens zwei Detektiven eine Observation durchgeführt. Manchmal steigt zum Beispiel ein Detektiv mit der Zielperson in denselben Lift, um zu erfahren, in welches Stockwerk sie fährt. Dieser muss dann selbstverständlich fürs erste außer Sichtweite bleiben.

Welche Hilfen gibt es bei der Beschattung?
Das Wichtigste ist das Personal, ich habe in meiner Detektei vier Assistenten. Wir benutzen Foto- und Videokameras, Ferngläser und forensische Diebesfallen. Es gibt auch noch andere Hilfsmittel, die möchte ich aber lieber nicht offenlegen.

Wie sind die rechtlichen Bedingungen zu Ermittlungen?
Wir sitzen nicht mit Cognac und Zigarre in einem verrauchten Büro, sondern sehen uns als professionelle Dienstleister. Wir agieren stets rechtskonform, auch wenn es diverse Graubereiche gibt, diese werden aber niemals überschritten.

Welche Fälle blieben Ihnen besonders in Erinnerung?
Für uns gibt es viele lustige Geschichten. Bei einer Auftraggeberin deckten wir einmal auf, dass ihr Partner sie nicht mit einer anderen Frau, sondern mit ihrem Bruder betrog. Als wir einmal wegen Stalking ermittelten, mussten wir uns mitten in der Nacht am Waldrand auf die Lauer legen. Die Tür ging auf und wir erwarteten die Zielperson, welche angeblich nachts mit einer Waffe um das Haus der Ehefrau zog. Es war stockfinster und ich sah nichts.

(Bild: stock.adobe.com)

Plötzlich kamen Schritte direkt auf mich zu und blieben etwa einen halben Meter vor mir stehen - es war bloß ein Reh, doch es kostete mich einen halben Herzinfarkt. Manchmal schleichen wir nachts um Häuser und wissen nicht, ob es einen Wachhund gibt. Oder wir haben den ganzen Tag bei Eiseskälte den Gucker auf eine Eingangstüre gerichtet. Dafür kann es aber auch einmal vorkommen, dass man in einem Hotel im Wellnessbereich dokumentieren muss.

Für wen eignet sich der Beruf „Privatdetektiv“?
Ich sage immer wieder, das kann man nicht lernen, man muss dazu berufen sein. Fingerspitzengefühl und eine unauffällige Beobachtungsgabe sind ebenso wichtig wie Ausdauer. Viele wollen den Beruf ergreifen, doch meiner Erfahrung nach eignet sich von 500 Bewerbern meist nur ein einziger.

Mirjana Mihajlovic, Kronen Zeitung

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