Die EZB will laut Notenbank-Direktor Fabio Panetta mit einem digitalen Euro den großen Technologieunternehmen und anderen Zentralbanken bei der Digitalisierung der Finanzwelt Paroli bieten. „Wir brauchen eine europäische Alternative, und wir wollen nicht, dass eine kleine Zahl Unternehmen das Geschäft dominiert und womöglich die Gebühren erhöht“, so Panetta.
Der Markt entwickle sich schnell. „Aber wir brauchen 100-prozentige Sicherheit und ein vernünftiges Konzept, das braucht Zeit“, sagte Panetta in einem am Dienstag veröffentlichten Interview dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Im Frühsommer solle dem Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) eine vorläufige Analyse präsentiert werden. „Er muss dann eine Grundsatzentscheidung treffen, ob es weitergeht.“ Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde hatte unlängst beim Digital-Forum „Reuters Next“ die Erwartung geäußert, dass es bis zur Einführung eines digitalen Euro noch fünf Jahre dauern könnte. Auch Panetta hält vier bis fünf Jahren für realistisch.
Der Insel-Staat Bahamas war voriges Jahr weltweit das erste Land, das mit dem „Sand Dollar“ eine digitale Version seiner Landeswährung eingeführt hat. Unter den großen Ländern und Währungsgebieten gilt China als Vorreiter in der Entwicklung digitaler Zentralbank-Währungen. Dort wurden bereits in mehreren Metropolen großangelegte Probeläufe mit einer Digitalversion des Yuan gestartet. Aber auch in der Eurozone haben sich experimentierfreudige Länder positioniert. So hatte 2020 die niederländische Zentralbank erklärt, das Land sei für einen Probelauf mit einem E-Euro ein geeigneter Ort.
Digitaler Euro-Bestand soll begrenzt werden
Eine Destabilisierung der Banken durch einen digitalen Euro befürchtet Panetta nicht. „Wenn die Menschen einen Teil ihres Bargelds in digitalen Euro umwandeln, verlieren die Banken dadurch keine Einlagen“, sagte er. Die EZB werde zudem hohen Beständen in digitalem Euro entgegenwirken. „Wir könnten Bestände an digitalem Euro nur bis zu einem gewissen Grenzbetrag erlauben oder durch Verzinsung ab diesem Betrag unattraktiv machen“, sagte er. Die Grenze könne bei etwa 3000 Euro liegen. Die Diskussionen darüber liefen aber noch.
„Wir werden niemanden zwingen, mit dem digitalen Euro zu zahlen“, sagte Panetta dem Magazin. „Aber die Möglichkeit wollen wir den Menschen schon geben: ein einheitliches, sicheres und kostenfreies Zahlungsmittel, das in der gesamten Eurozone akzeptiert wird.“
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