Audi hat die Ingolstädter Version des Superelektrikers Porsche Taycan präsentiert. Der Name: Audi e-tron GT. Technisch entspricht er im Wesentlichen dem Zuffenhausener Original, im Detail wird er sich unterscheiden. Und im Gegensatz zum Porsche wird er nicht versprechen, was er nicht halten kann: Es wird keine Version namens „Turbo“ geben.
Was bei Audi heute online Weltpremiere gefeiert hat, haben wir bereits Ende 2018 auf der Los Angeles Auto Show gesehen - nur wurde das damals ausgestellte Fahrzeug noch als Studie bezeichnet. Dass das Serienmodell nun derart nah dran ist, dass man Unterschiede mit der Lupe suchen müsste, damit haben wir nicht gerechnet. Sogar die Signatur der Scheinwerfer passt.
Obwohl sich der e-tron GT die Plattform mit dem Taycan teilt, sollen nur 60 Prozent der Teile gleich sein. Vermutlich sind alle Exklusiv-Teile sichtbar, denn optisch sind die Gemeinsamkeiten gering. Audi spricht von einer Sportback-Karosserie, wobei sich die Dachlinie des e-tron 17 Millimeter flacher als beim Audi A7 Richtung Heck zieht. Er misst 1,41 Meter in der Höhe (29 mm höher als der Taycan), 4,99 m in der Länge (2,7 Zentimeter mehr) und 1,96 m in der Breite. Ganz Familienmarke bietet der Audi mehr Raum fürs Gepäck als sein Porsche-Bruder: Hinten passen in den Audi 405 Liter hinein, unter die Fronthaube 85 Liter (Taycan: 366/81 Liter).
An der Front ist der gewohnte Single Frame zu finden, der allerdings größtenteils nicht luftdurchlässig ist und ein reines Designelement darstellt. Im unteren Teil nimmt er vor allem Sensoren auf. Die hinteren Kotflügel sind extrem muskulös gestaltet und gehen über in ein massives Heck, das den Eindruck vermittelt, der Wagen würde nur so vor Kraft strotzen. Was er ja auch tut. Stilbildend sind hier ein auffälliger Diffusor und die scharf gezeichneten LED-Heckleuchten, die von einem Lichtband verbunden werden. Eher unauffällig ist der Heckspoiler, der in zwei Stufen ausfährt. Der Audi weist mit cW 0,24 einen schlechteren Luftwiderstandsbeiwert auf als der Taycan (0,22).
LED-Scheinwerfer sind Serie, beim RS sogar in Matrix-Ausführung. Optional ist erstmals Laser-Fernlicht erhältlich - das es für den Taycan nicht gibt.
Schnell und schneller
Zwei Modelle kommen im Frühjahr zum Händler, der e-tron GT quattro und der RS e-tron GT. Beide werden von zwei PSM-Motoren (permanenterregte Synchronmotoren) angetrieben, der hintere ist an ein Zweiganggetriebe gekoppelt. Das vorläufige Einstiegsmodell kommt auf eine Dauerleistung von 350 kW (476 PS) und ein Drehmoment von 630 Nm. Für maximal 2,5 Sekunden - mit Launch Control - liegen sogar 390 kW (530 PS) an.
Trotz fehlendem „quattro“ im Namen: Auch der GT ist ein Allradler. Er toppt seinen Bruder deutlich, mobilisiert 440 kW (598 PS) und 830 Nm; seine Boost-Leistung beträgt 475 kW (646 PS). Nicht nur die Leistung ändert sich durch die Launch Control: Nur wenn sie aktiviert ist, fährt der Audi im ersten Gang an, sonst grundsätzlich im zweiten. Zum Serienumfang gehört beim RS unter anderem das Carbon-Dach, das 12 kg Gewicht spart. Er kommt trotzdem auf über 2,3 Tonnen.
Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt in 4,1 bzw. 3,3 Sekunden (RS-Modell), bei der Höchstgeschwindigkeit muss der GT quattro einen kleinen Respektabstand zum RS GT halten: Er erreicht 245 km/h, der RS GT hingegen 250 km/h.
Das Bedien- und Innenraumkonzept des Audi e-tron GT:
Laden mit bis zu 270 kW
Bei beiden Modellen kann die Hochvolt-Batterie im Fahrzeugboden netto 86 kWh Energie speichern (brutto 93 kWh). Sie werden bei 800 Volt mit maximal 270 kW geladen. Damit soll in gut fünf Minuten Energie für bis zu 100 Kilometer Strecke nachzuladen sein. Eine Ladung von 5 auf 80 Prozent SoC (State of Charge) soll unter idealen Bedingungen weniger als 23 Minuten dauern. Wechselstromladen ist serienmäßig mit 11 kW möglich, kurz nach dem Marktstart wird auch ein Ladegerät für 22 kW angeboten.
Als WLTP-Reichweite gibt Audi 488 (GT) bzw. 472 Kilometer (RS GT) an.
Luftfahrwerk und Allradlenkung
Die Basisräder sind 19 Zoll groß, beim RS 20 Zoll (21-Zöller sind optional erhältlich). Auch an anderer Stelle unterscheidet sich der RS GT vom GT quattro. So bestehen seine Bremsscheiben aus Grauguss mit einer Beschichtung aus Wolframcarbid, was den Verschleiß mindert und Flugrost verhindert. Carbon-Keramik-Scheiben mit 420 mm Durchmesser optional.
Die Stoßdämpfer sind grundsätzlich geregelt. Der RS bringt zusätzlich das Dreikammer-Luftfahrwerk mit, das eine komfortable Grundfederung ermöglicht und die Karosserie auf verschiedene Höhenniveaus einstellen kann - um 22 Millimeter nach unten und um 20 Millimeter nach oben. Statt des Hinterachssperrdifferenzials mit festen Sperrwerten weist der RS ein elektronisch geregeltes auf.
Für beide Varianten gegen Aufpreis erhältlich ist die Hinterachslenkung, die mit bis zu 2,8 Grad gegen die Richtung der Vorderräder einschlagen kann.
Parken mit leerem Fahrersitz
Großteils optional wird im Audi e-tron GT weitreichende Assistenzsysteme angeboten, darunter eine automatische Parkfunktion, mit der der Fahrer via Smartphone-App ein- und ausparken kann, ohne sich im Wagen zu befinden.
Der Sound des Elektroautos
Wie für den Porsche Taycan gibt es auch für den Audi e-tron GT einen zuschaltbaren „Motor“-Sound (optional). Zwei Steuergeräte und Verstärker im Gepäckraum erzeugen einen separaten Außen- und Innensound, den je zwei Lautsprecher außen und innen abstrahlen. Als Basis für den digitalen Sound dienen Daten über die Drehzahl der E-Maschinen, die Last, die Geschwindigkeit und weitere Parameter. Auf dieser Basis entsteht „ein synthetischer Klang, der die Arbeit des Antriebs authentisch und fein nuanciert abbildet“, tönt es von Audi.
Der Sound des Audi e-tron GT:
Nicht das Namensproblem des Taycan, aber ...
Da die besonders sportlichen Modelle bei Audi RS heißen und nicht Turbo wie bei Porsche, kommen die Ingolstädter nicht in die Versuchung, ein starkes Elektroauto mit etwas zu bezeichnen, das es aus technischen Gründen gar nicht haben kann. Das heißt aber nicht, dass der Modellname des Audi e-tron GT nicht auch ein gewisses Schadenspotential hat. Man möge nur mal das Wort etron im Französisch-Wörterbuch nachschlagen ...
Die Preise
Preislich wird sich der Audi e-tron GT unterhalb des Porsche Taycan bewegen. Die Preise für Österreich wurden noch nicht bekannt gegeben. In Deutschland startet der e-tron GT quattro bei 99.800 Euro, der RS GT bei 138.200 Euro. Der günstigste Allrad-Taycan (Taycan 4S, 530 PS im Overboost) kostet dort knapp 107.000 Euro (in Österreich 110.000 Euro), der dem RS entsprechende Taycan Turbo 153.000 Euro (in Österreich 157.000 Euro), allerdings erreicht er mit 680 PS eine etwas höhere Leistungsspitze.
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