Die Eltern eines 20-Jährigen, das sich wegen vermeintlicher Schulden in der Trading-App Robinhood das Leben genommen haben soll, haben die Betreiber der App verklagt. Der Kundendienst habe ihrem Sohn, der glaubte, dem Betreiber 730.000 US-Dollar zu schulden, keine Hilfe zuteilwerden lassen und ihn ohne Vorwissen Hochrisiko-Investments tätigen lassen. Die Eltern werfen Robinhood unfaire Geschäftspraktiken und das bewusste Verursachen von emotionalem Stress vor.
Das Drama ereignete sich bereits im Juni: Der 20-jährige US-Amerikaner Alex Kearns hatte mit der Trading-App Robinhood Handel getrieben und fälschlicherweise angenommen, er schulde dem Betreiber 730.000 US-Dollar (rund 606.000 Euro). Sein Konto wurde eingeschränkt, in einer E-Mail wurde ihm empfohlen, „sofort zu handeln“.
Er versuchte, den Kundendienst zu erreichen, erhielt dort aber keine Hilfe. Am nächsten Tag teilte die Polizei den Angehörigen mit, dass Kearns sich das Leben genommen habe. In einem Abschiedsbrief erklärte er, die vermeintlichen Schulden hätten ihn zu seiner Tat getrieben. Die Robinhood-Betreiber äußerten ihr Bedauern über den Fall und kündigten an, ihre Kommunikation mit den Nutzern zu verbessern.
Er hat geglaubt, er hätte sein Leben ruiniert. Er dachte, er sei nicht mehr zu retten.
Dan Kearns, Vater des Opfers
Die Eltern wollen nun den App-Anbieter in die Pflicht nehmen und haben ihn verklagt. Vater Dan Kearns: „Er hat geglaubt, er hätte sein Leben ruiniert. Er dachte, er sei nicht mehr zu retten.“ Dabei hätte sein Sohn nur etwas Hilfe vom Betreiber der Trading-App benötigt, der ihm obendrein ohne Vorwissen den Handel mit Hochrisiko-Optionen ermöglicht habe. Der Anwalt der Familie kritisiert: „Die bieten keinen Mechanismus an, um mittels Telefonanruf oder einer Live-E-Mail in Echtzeit Antworten zu bekommen.“ Die „irreführende Kommunikation“ des App-Betreibers habe bei Kearns „Panik und Verwirrung“ ausgelöst und ihn letztlich in den Suizid getrieben, lautet der Vorwurf.
Betreiber verweisen auf verbesserten Support
Die Betreiber der App, die zuletzt auch im Zusammenhang mit den Kurskapriolen beim Videospiele-Händler Gamestop in die Kritik geraten sind, erklärten gegenüber der BBC, die Kommunikation mit den Kunden verbessert zu haben. Anfang Dezember habe man eine eigene Live-Hotline für bestimmte Kundenanfragen eingerichtet, die nach und nach weiter ausgebaut werden soll. Auch beim E-Mail-Kundendienst habe man Änderungen vorgenommen, um Kunden schneller Hilfe leisten zu können. „Wir setzen uns weiterhin dafür ein, Robinhood zu einem Ort zu machen, an dem man verantwortungsvoll lernen und investieren kann.“
Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinden oder von Suizid-Gedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Telefonnummer 142. Weitere Krisentelefone und Notrufnummern finden Sie HIER.
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