Bevor sich Bund und Land auf scharfe Kontrollen in Tirol geeinigt haben, um die südafrikanische Virusvariante einzudämmen, ist heftig um die tatsächliche Anzahl der mit der Mutation Infizierten gestritten worden. Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Grüne) nannte im Interview mit dem ORF-Radio nun die Sequenzierung als „Problem“ in dem Streit. Einerseits sinkende Infektionszahlen und vermehrt Mutationsfälle andererseits hätten die Bevölkerung „irritiert“.
Am Mittwoch gab die Landesregierung die aktuellen Zahlen zur Verbreitung der Südafrika-Mutation in Tirol bekannt: Insgesamt gibt es demnach 430 Verdachtsfälle mit der Virusvariante B.1.351, davon sind rund 165 durch Vollsequenzierung bestätigt. Bei weiteren 136 aktiv Positiven wird sich der Verdacht der Erfahrung wahrscheinlich erhärten. Über 60 Prozent aller bestätigten bzw. teils unbestätigten Südafrika-Mutationsfälle sind laut Land Tirol im Bezirk Schwaz zu verzeichnen, 20 Prozent im Bezirk Kufstein sowie rund elf Prozent im Bezirk Innsbruck-Land.
„Das muss man erst mal übersetzen“
Zuvor hatte es zwischen Land und Bund Unstimmigkeiten gegeben, wer nun mit den Zahlen richtig liegt. Laut dem Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi seien aufgrund der verschiedenen Daten viele in Tirol „irritiert“ gewesen. Einerseits sanken in allen Bezirken die Neuinfektionszahlen stark, andererseits wurden die Rufe nach schärferen Kontrollen aufgrund der Verbreitung der Mutation immer lauter. „Das muss man erst übersetzen“, so Willi im Ö1-„Morgenjournal“. Nach einer gewissen Erklärungszeit sei das Verständnis für die einschneidende Maßnahme des Freitestens jetzt aber da.
„Problem bei Sequenzierung“
Er sieht das Problem bei der Sequenzierung und den damit verbundenen langen Wartezeiten von 14 Tagen. „Bis zum Zeitpunkt, wo das festgestellt wurde, waren die Angesteckten ja wieder gesund“, so Willi. Er könne daher die Differenzen mit dem Bund nachvollziehen. Willi strich auch das konsequente Contact Tracing und die Testungen hervor: „Tirol ist das Bundesland, das am meisten prüft.“
Willi stellt sich hinter Platter
Nach Kritik an Tirols Landeshauptmann Günther Platter, dass dieser zu spät auf die alarmierenden Mutationszahlen reagiert habe, stärkte Willi ihm demonstrativ den Rücken. „Er wird bedrängt, da sieht man die Einsamkeit der Entscheider. Solche Entscheidungen sind bei einer unklaren Datenlage nicht sehr einfach.“
Auch künftig könnte es unterschiedliche Zahlen geben: Die Wissenschaft hinter den Zahlen ist komplex, die Daten werden händisch eingetragen - das führt zu Verzögerungen, erklärt das Gesundheitsministerium. Zumindest weiß man nun aber, was als bestätigter Fall gezählt wird und was nicht.
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