10.000 Impfdosen für knapp 100.000 über 80-Jährige - das ist eine Rechnung, die nicht aufgehen kann. Aus dem ganzen Land hagelt es nun Kritik.
Dass 9 von 10 Betroffenen zum Auftakt der Phase 2 des Impfplans leer ausgehen werden, war den Organisatoren klar. Der Gegenwind, der ihnen nach der Anmelde-Lotterie am Mittwoch entgegenschlägt, dürfte aber auch sie überraschen. Dutzende Beschwerden langten alleine bei der „Krone“ ein. Es ist von Irrsinn die Rede, Senioren in einem IT-Wettstreit gegeneinander antreten zu lassen. Wie berichtet, waren die Termine nach 20 Minuten ausgebucht. Das System selbst half den Impfwilligen dabei nicht. Viele konnten zwar ihre Daten eingeben und sogar einen Arzt für die erste Immunisierung auswählen. „Beim Bestätigen des allerletzten Schritts flog ich wieder raus“, sagt ein Mann aus Leobersdorf.
Ein 82-Jähriger aus Dornbach in der Gemeinde Wienerwald fühlt sich ebenfalls im Stich gelassen: „Ich war offenbar um wenige Sekunden zu spät, wurde mit einem einfachen E-Mail abgespeist, dass ich es doch später versuchen solle.“ Nachfragen beim Notruf NÖ brachten auch nichts: „Das ist doch menschenverachtend!“ Bei den meisten erbosten Lesern, die sich mit Beschwerden an die Redaktion wandten, handelt es sich um die Kinder der Betroffenen: „Es liegt doch auf der Hand, dass das Internet für ältere Menschen eine hohe Hürde darstellt“, so eine Frau aus Gmünd. Eine Bekannte in Polen sei schon lange geimpft, sagt sie: „Und in Deutschland werden nur jene Menschen angeschrieben, für die es einen fixen Termin gibt. Warum geht das bei uns nicht?“
Die Neos fordern nach dem Anmelde-Debakel, dass sich Risikopatienten von 80+ in Arztpraxen voranmelden können. „Dieses digitale Gerangel ist absurd“, kommentiert Landessprecherin Indra Collini. Andere Bundesländer würden das besser lösen, ist sie überzeugt: „Ein niederschwelliger Zugang und eine effiziente Organisation sind keine Raketenwissenschaft!“
Besserung ist indes keine in Sicht: Die Online-Anmeldung sei alternativlos, teilt der Notruf NÖ mit. Grund für die vielen Beschwerden sei vielmehr die Impfstoff-Knappheit: „Schon nächste Woche kommen die nächsten 10.000 Dosen. Bleibt zu hoffen, dass sich die ältere Generation durch das Termin-Glücksspiel bis dahin nicht abschrecken lässt.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.