Jubiläum in Wörgl

Selbsthilfegruppe für Betroffene sexueller Gewalt

Nachrichten
12.02.2021 14:00
Die Mitglieder der Selbsthilfegruppe „Lebenslang, doch endlich frei“ sehen sich nicht als Opfer sexuellen Missbrauchs, sondern als Überlebende. Bei den Treffen, die bereits seit zehn Jahren in Wörgl stattfinden, tauschen sich die Teilnehmerinnen über ihre traumatischen Erfahrungen aus und leisten einander Beistand.

Seit zehn Jahren bietet die Selbsthilfegruppe „Lebenslang, doch endlich frei“ Betroffenen von sexueller Gewalt ein sicheres Umfeld, um mit Frauen, die dasselbe erlebt haben, über ihre Erfahrungen und ihr Trauma zu sprechen. „Leider ist die Gesellschaft kaum bereit, das Ausmaß dessen zu erfassen, was sich hinter verschlossenen Türen abspielt“, schildert die Leiterin Alexandra Salvenmoser. Gegründet wurde die Gruppe am 11. Februar 2011 von Christine Deutschmann. Seither sah sie knapp 40 Mitglieder kommen und gehen, im Durchschnitt bestehen die Treffen aus zehn aktiven Teilnehmerinnen.

Die meisten waren Kinder oder Jugendliche zum Zeitpunkt des Verbrechens und bei jeder Zweiten war der Täter eine Vertrauensperson. „Die Zahl der ehemaligen und aktiven Mitglieder zeigt den Bedarf für einen sicheren Raum“, unterstreicht Salvenmoser.

Mitglieder erzählen, hören zu und beraten
Die Teilnehmerinnen tragen maßgeblich zum Sicherheitsgefühl bei, wie eine Betroffene schildert: „Die Personen kreieren die Atmosphäre und gestalten den sicheren Raum, in dem andere Überlebende einen Ort finden können, um über das Trauma zu sprechen – oft zum ersten Mal.“ An den Treffen, die alle zwei Wochen stattfinden, nehmen manchmal auch Fachleute und Therapeuten teil. Die Gruppe sei jedoch kein Ersatz für persönliche Therapien, welche viele Teilnehmerinnen parallel in Anspruch nehmen – Erfahrungen über Prozessabläufe und Stellen, bei denen Betroffene um Hilfe ansuchen können, werden aber bei den Treffen ausgetauscht.

Ein langjähriges Mitglied schildert aus der Erfahrung: „Auch an Tagen, an denen ich nicht die Kraft aufzubringen glaube, um hingehen zu können, gehe ich hin. Denn dort finde ich Kraft, sehe sie an den Frauen, die in den Jahren über sich hinausgewachsen sind.“

Kontakt von Alexandra Salvenmoser für Interessierte: alsaho@gmx.at

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