Ist das steinzeitliche Monument Stonehenge in der englischen Grafschaft Wiltshire ursprünglich jahrhundertelang in Wales gestanden? Dieser Frage sind Archäologen des University College London (UCL) nachgegangen. Sie wollen nun herausgefunden haben, dass die Megalithen dereinst Teil eines früheren Heiligtums in Wales waren. Das geht jedenfalls aus einem Artikel hervor, der am Freitag in der Fachzeitschrift „Antiquity“ veröffentlicht wurde.
Die Erkenntnisse könnten teilweise eine mittelalterliche Legende bestätigen, wonach der Zauberer Merlin einst einen magischen Steinkreis namens Giants‘ Dance (Tanz der Riesen) aus irischem Herrschaftsgebiet fortschaffte und in England wieder aufstellen ließ.
Steine stammen aus Steinbruch in Wales
Unumstritten ist, dass die als Megalithen bezeichneten riesigen Felsblöcke in Stonehenge aus einem Steinbruch im Südwesten von Wales stammen. Die sogenannten Blausteine wurden also in jedem Fall rund 225 Kilometer Luftlinie weit transportiert.
Spuren deuten auf ganz ähnliche Anlage hin
Nun wurden ganz in der Nähe des Steinbruchs Spuren entdeckt, die auf eine ähnliche Anlage hindeuten, wie sie seit etwa 5000 Jahren in der Grafschaft Wiltshire steht - nur dass die Steine offenbar entfernt wurden. Der Graben, der den Steinkreis von Waun Mawn einst umgab, entspricht mit 110 Metern zudem genau dem Radius des Grabens in Stonehenge. Beide Kreise sind auf den Sonnenaufgang zur Sommersonnwende ausgerichtet.
Löcher passen „wie Schlüssel ins Schlüsselloch“
Die Archäologen entdeckten nun bei der Anlage in Wales eine ganze Reihe von ehemaligen Löchern, die genau auf die Stonehenge-Megalithen passen, in einem Fall sogar „wie ein Schlüssel ins Schlüsselloch“, zitierte die Zeitung „Guardian“ die UCL-Wissenschaftler. Datierungen aus dem Steinbruch ergaben zudem, dass die Stonehenge-Felsblöcke Jahrhunderte vor der Errichtung des weltberühmten Monuments herausgebrochen wurden - zeitgleich mit der Errichtung des Steinkreises von Waun Mawn.
Bestätigt sich eine 100 Jahre alte Theorie
Bereits vor rund 100 Jahren hatte der Geologe Herbert Thomas vermutet, dass die Megalithen von Stonehenge schon Teil eines früheren Heiligtums in Wales waren. Nun scheint sich diese Theorie zu bestätigen. „Ich forsche seit 20 Jahren über Stonehenge und das ist wirklich das Aufregendste, was wir jemals gefunden haben“, zitierte der „Guardian“ den leitenden Archäologen der Untersuchung, Mike Parker Pearson vom University College London.
Wie die frühen Briten in der Lage waren, die bis zu 30 Tonnen schweren Felsbrocken zu transportieren, ist bisher unbekannt. Die vorherrschende Meinung geht davon aus, dass sie auf Schlitten gezogen wurden. Erst im vergangenen Juni haben Forscher aus England und Österreich ein riesiges Steinzeitmonument bei Stonehenge entdeckt.
Quelle: APA
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