Ungewohnte Bilder

Der Papst, Romed Baumann und das Taufketterl

Ski WM
13.02.2021 07:26

Der Papst, Romed Baumann und das Taufketterl: „Krone“-Sportchef Peter Frauneder schreibt in seiner Kolumne „Stopplicht“ über den Silbermedaillen-Gewinner von Cortina und ungewohnte Bilder.

April 2016. Österreichs Skiteam war auf Betreiben des damaligen Sportdirektors Hans Pum zu einer Privataudienz bei Papst Franziskus im Vatikan geladen. Ungewohnte Bilder. Alle in dunklen Anzügen samt Krawatte statt im üblichen Freizeit- oder Sport-Outfit, wie man sie so oft sieht. Besonders glücklich war damals Romed Baumann. Kurz davor war seine Tochter Magdalena zur Welt gekommen. Im Flugzeug fragte er: „Glaubst du, dass er ihr Taufketterl segnet - ich habe es extra mitgenommen!“

Das Oberhaupt der katholischen Kirche, das damals geduldig und freundlich jedem einzelnen der gar nicht so wenigen Besucher die Hand schüttelte, tat es wirklich. Und der heute 35-jährige Tiroler war außer sich vor lauter Freude. Dennoch waren auch Sorgen auf seiner Stirn zu sehen. Aus sportlichen Gründen. Weil es nicht so gelaufen war, wie er selbst und auch viele andere es sich vom einst als Jahrhundert-Talent gehandelten Burschen aus Hochfilzen erwartet hatten. Seine Befürchtungen waren nicht unbegründet. Die Erfolge blieben weiterhin aus. Ja selbst Top-Platzierungen. Und so verlor er auch das Vertrauen der Verantwortlichen, flog nach der Saison aus allen Kadern des Ski-Verbandes.

Aufgeben war für ihn dennoch keine Option. Er fuhr ab der Saison 2018/2019 für Deutschland, also für die Heimat seiner Gattin Veronika. Und fand unter neuer Flagge sukzessive seine Form wieder. Ließ schon einige Male mit extrem schnellen Teilzeiten und auch absoluten Top-Platzierungen aufhorchen. Gekrönt wurde das jetzt im Super-G der WM, in dem er Vincent Kriechmayr sogar fast Gold weggeschnappt hätte, mit Silber und somit seiner bereits dritten Medaille bei Titelkämpfen. Ebenso erstaunlich wie erfreulich. Weil gerade dem so sympathischen Romed Erfolge zu gönnen sind wie kaum einem anderen.

Nur der Österreichische Skiverband rund um seinen Präsidenten Peter Schröcksnadel wird eine Frage öfters ertragen müssen: Ob es nämlich nicht doch ein Fehler war, Baumann einfach so fallen gelassen zu haben?

Peter Frauneder, Kronen Zeitung

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(Bild: KMM)
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