Südafrika, München, Niederösterreich, Bezirk Schwaz - auf der Spurensuche, wie die Coronavirus-Mutation nach Tirol gelangt ist, müssen die Behörden sprichwörtlich weit über den Tellerrand hinausschauen. Eine Chronologie der Entwicklungen.
Am 23. Dezember wurde eine Person aus dem Bezirk Schwaz im Vorfeld einer Operation routinemäßig auf Corona getestet - Ergebnis: positiv! Dass es sich dabei um einen Mutationsfall handelt, ahnte damals noch niemand. Erst im Nachhinein - bereits im Jänner, nach Aufkommen der britischen Mutation - wurde diese Probe sequenziert. Dabei konnte schließlich die südafrikanische Mutations-Variante nachgewiesen werden. Was folgte, war eine intensive Quellensuche.
Besuch nach Südafrika-Geschäftsreise
Seit wenigen Tagen haben die Tiroler Behörden nun eine heiße Spur: „Mitte dieser Woche wurde bekannt, dass der Betroffene im Bezirk Schwaz von einer in Tirol geborenen und seit Ende Jänner in Niederösterreich gemeldeten Person am 10. Dezember 2020 besucht wurde“, hießt es. Diese Person habe sich nach derzeitigem Erhebungsstand unmittelbar vor dem Besuch für etwa fünf Wochen arbeitsbedingt in Südafrika aufgehalten. War bei der Rückreise die Mutation mit im Gepäck?
Am Flughafen München gelandet
Seit Bekanntwerden dieser neuen Entwicklungen gehen die Gesundheitsbehörden in Tirol und Niederösterreich gemeinsam allen diesbezüglichen Hinweisen akribisch genau nach. Bisher ist bekannt: Der Geschäftsreisende kam am 10. Dezember mit dem Flugzeug aus Südafrika retour und landete am Flughafen München.
Nachdem sein in Süddeutschland lebender Sitznachbar, mit dem er laut eigenen Angaben in Südafrika beruflich zu tun hatte, noch am Flughafen positiv auf Corona getestet worden war, habe auch er sich noch am selben Tag in einem Tiroler Labor testen lassen. Das Ergebnis war negativ. Erst nach dieser Testung besuchte der Betroffene den schlussendlich vermeintlichen Tiroler „Patient Null“ im Bezirk Schwaz.
39 Grad Fieber
Unmittelbar nach dem Besuch sei der Geschäftsreisende nach Niederösterreich gefahren, um Details für den Umzug zu klären. Am 11. Dezember entwickelte er schließlich erste Symptome, tags darauf hatte er schon 39 Grad Fieber. Am 14. Dezember ließ er sich dann in einer Screeningstraße in Niederösterreich testen. Positiv!
Proben standen nicht mehr zur Verfügung
„Die Erkrankung verlief in diesem Fall so schwer, dass die Person im dortigen Landesklinikum behandelt werden musste. Der Nachweis durch eine Sequenzierung ist in diesem Fall nicht mehr möglich, da die entsprechenden Proben für eine Sequenzierung nicht mehr zur Verfügung stehen“, heißt es vonseiten der Tiroler Behörden.
„Keine weiteren Ansteckungen in Niederösterreich“
„Es hat keine weiteren Ansteckungen rund um den Tiroler in Niederösterreich gegeben“, berichtete die niederösterreichische Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) am Freitagabend. „Die routinemäßig eingeleiteten Maßnahmen der niederösterreichischen Gesundheitsbehörden haben sofort gegriffen, somit wurde das südafrikanische Virus aus Tirol nach derzeitigem Kenntnisstand nicht nach Niederösterreich gebracht“, so die Landesrätin. Aktuell gebe es im gesamten Bundesland keinen Nachweis auf die Virusvariante.
„Geht nicht darum, Schuldigen zu suchen“
Seitens der Behörden wurde betont, dass die Erhebungen noch nicht abgeschlossen seien und noch kein finaler Ermittlungsstand vorliege. Es gehe nun nicht darum, einen „Schuldigen“ zu suchen, sondern „einzig allein darum, mögliche Infektionsketten bestmöglich nachzuvollziehen und allen Hinweisen nachzugehen, damit sich die ansteckenderen Mutationen nicht weiter ausbreiten können“, sagte Michael Brandl, Bezirkshauptmann von Schwaz.
Probe des Mitreisenden soll untersucht werden
Die Bezirkshauptmannschaft habe „umgehend“ über das europaweit vernetzte Online-Tracingsystem die deutschen Behörden über den Fall und mögliche „Kausalitäten“ informiert, hieß es. Laut ORF würden die deutschen Behörden nun versuchen, die Probe des Mitreisenden des Niederösterreichs zu finden, um sie auf die südafrikanische Mutation zu testen.
Quelle: Kronen Zeitung, APA
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