Fehlende Perspektive

Pulker: „Man sperrt uns ein und lässt uns sterben“

Österreich
15.02.2021 19:35

Seit Montagnachmittag ist klar: Der Lockdown wird zumindest für die heimische Gastro und Kultur bis „rund um Ostern“ verlängert. Die Ankündigung der türkis-grünen Regierung ist für die Wirte „eine ganz bittere Pille“, die man „einmal mehr serviert“ bekomme, sagte der Spartenobmann des Fachverbands Gastronomie, Mario Pulker, zur „Krone“. Seit mittlerweile 15 Wochen werden die heimischen Gaststuben nur noch zum Abholen von Speisen betreten. Die fehlende Perspektive ist für Pulker nur schwer zu akzeptieren: „Man sperrt uns ein und lässt uns sterben.“

Für Pulker, der auch selbst Gastronom ist, ist es nur schwer hinzunehmen, dass man vor Ostern nicht mit weiteren Öffnungsschritten rechnen könne: „Dann sind wir in Summe fünf Monate durchgehend geschlossen.“ Den Wirten sprang auch Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer (ÖVP) zur Seite. Er will sich ungeachtet der Ansagen für weitere Öffnungsschritte noch im März einsetzen. 

„Wann sperren wir auf, wie sperren wir auf?“
Immerhin gehe es laut Pulker um eine Branche, die im Tourismusland Österreich 75.000 Betriebe und 250.000 Beschäftigte zähle, die könne man „nicht einfach zur Seite schieben“. Die Mitarbeiter würden bereits in Branchen davonlaufen, wo sie Arbeit finden. Es brauche eine ganz klare Ansage: „Wann sperren wir auf, wie sperren wir auf?“ Viele Betriebe würden sich schon jetzt in einer „finanziell und psychisch extrem angespannten Lage“ befinden. Für sie brauche es jetzt dringend Planbarkeit.

(Bild: APA/Barbara Gindl)

Existenzielle Ängste für Betriebe und Mitarbeiter
Auch Susanne Kraus-Winkler, Spartenobfrau vom Fachverband Hotellerie, betonte die existenziellen Ängste für Betriebe und Mitarbeiter. Bereits vor sechs Wochen habe man konkrete Vorschläge und Ideen an das Gesundheitsministerium herangetragen, wie zum Beispiel das Testen der Gäste. „Bedauerlicherweise“ hätte man sich dort jedoch nicht eingehend mit den Konzepten auseinandergesetzt. 

Schanigarten-Öffnung „zu wenig“
Wer sich Hoffnung auf eine Öffnung der Schanigärten bei besserem Wetter gemacht hatte, dem schob spätestens Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) einen Riegel vor. Wenn die Gastronomie vor Ostern nicht geöffnet werde, dann werde es auch keine Öffnung von Schanigärten geben, verneinte er diese Möglichkeit. Für Pulker sei das für die meisten Betriebe aus wirtschaftlicher Sicht „ohnehin zu wenig“. 

(Bild: APA/Barbara Gindl)

„Da ist viel Hoffnung zerstört worden“
Peter Dobcak vom Wiener Gastronomie-Fachverband kritisierte, dass Anschober die mögliche Schanigärten-Öffnung „mit einer Handbewegung vom Tisch gewischt“ habe. „Da ist viel Hoffnung zerstört worden“, so Dobcak. Das habe sich die Branche, die immer loyal und brav alle Maßnahmen mitgetragen habe, nicht verdient. „Wir können nicht bis zum Sankt-Nimmerleinstag geschlossen bleiben, das ist ruinös“, betonte auch Pulker.

Er forderte außerdem gemeinsan mit Dobcak mehr finanzielle Hilfen von der Regierung, der Umsatzersatz in der Höhe von 30 Prozent sei zu wenig: „Das geht sich nicht aus“. Die Branchenvertreter sprachen sich für eine Zwischenlösung mit Tests aus, bis man mit den Impfungen durch sei.

Peter Dobcak vom Wiener Gastronomie-Fachverband (Bild: Brau Union Österreich, kronetv, Krone KREATIV)
Peter Dobcak vom Wiener Gastronomie-Fachverband

Pulker übte auch Kritik am generellen Umgang mit der Pandemie. So würden die Neuinfektionszahlen wegen der massiv steigenden Tests steigen. Außerdem hätten seine Mitgliedsbetriebe kein Verständnis dafür, warum sie geschlossen bleiben müssten, obwohl die Intensivstationen nicht ausgelastet seien und Covid-Patienten aus Portugal in Österreich behandelt werden.

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