Viele Tiroler wollen raus, viele Bayern wollen rein: An den Grenzen staut es sich, weil eine kuriose Zettelwirtschaft regiert. Betroffene sind sauer, aber sie müssen sich arrangieren! Lokalaugenschein der „Krone“ am Grenzübergang Kufstein-Kiefersfelden und Scharnitz.
Polizei und Bundesheer schützen den Grenzübergang Scharnitz – und zwar doppelt: Denn wenige Meter hinter der österreichischen Kontrollstelle liegt die der Deutschen. „Man muss gut vorbereitet sein, wenn man hier durchwill“, sagt Sabine Doering, die seit fünf Jahren von Mittenwald über die Grenze zu ihrer Arbeitsstelle nach Scharnitz pendelt und wieder zurück.
Bürokratische Hürden
Vor allem das Zurück wird mehr und mehr zum Problem: „Der deutsche PCR-Test, mit dem ich herkomme, gilt zehn Tage, der Antigen-Test für die Wiedereinreise zwei Tage. Das heißt: Regelmäßig nach Dienstschluss muss ich testen gehen.“ Damit nicht genug: Sie muss sich auch online registrieren.
Ohne Zettel drohen Strafen
„Letztens wollte ich das mit dem Handy erledigen, ging aber nicht: Kein Empfang an der Grenze. Mit viel Argumentieren ging’s dann aber doch. Sind ja alles junge Leute, die da kontrollieren. Nicht jeder kennt sich aus.“ Die Grenzschützer verweisen aber darauf, dass das Fehlen der Unterlagen prinzipiell strafbar wäre und als versuchter Grenzübertritt gewertet werden könnte. „Ich informiere mich täglich, was verlangt wird“, sagt Doering.
„Was Söder da aufführt, ist reine Schikane!“
Nicht viel anders ergeht es Daniel Kobler: „Antigen-Test, Befreiungsschein Gütergewerbe, Arbeitsbestätigung, alles dabei“, sagt der Jungunternehmer, der in Polling wohnt und in Mittenwald eine Paketzustellungsfirma betreibt: „Was der Herr Söder aufführt, ist alles reine Schikane!“
Touristenroute nahezu tot
Staus verursachten die Kontrollen gestern in Scharnitz keine: Die ehemals von Touristen viel befahrene Route ist so gut wie tot. „Wir haben 80 bis 90 Prozent Umsatzeinbruch“, sagt Romina Reinpold, die in Scharnitz eine Tankstelle unweit der Grenze betreibt.
Verunsicherung bei Pendlern steigt
Am Grenzübergang Bundesstraße Kufstein-Kiefersfelden zeigte sich gestern Vormittag beim „Krone“-Lokalaugenschein: Hier ist Geduld vonnöten. Da die deutsche Polizei im Schnitt an die zwei bis drei Minuten pro Kraftfahrzeug für ihre Kontrolltätigkeit aufwendet, bildete sich ein langer Stau an dem von Berufspendlern stark frequentierten Grenzübergang. Bei ihnen stieg die Verunsicherung mit jedem, der zum Umdrehen angewiesen wurde. Und das waren am ersten Tag schon einige, wie in verschiedenen Pendler-Foren zu lesen war.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.