Dass die österreichischen Ski-Herren die ersten drei Goldenen einer Ski-WM einkassieren, war nach dem Zweiten Weltkrieg erst zweimal der Fall: Olympia 1956 in Cortina durch Toni Sailer, 1958 in Bad Gastein durch Sailer und Josef Rieder. 2021 in Cortina heißen die Protagonisten Vincent Kriechmayr und Marco Schwarz. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, war Herren-Chef Andreas Puelacher sprachlos. „Bleiben wir am Boden.“ Gleichzeitig stehen die Damen noch ohne Edelmetall da.
„Wir haben auch ein bisschen Glück, das muss man fairerweise auch sagen. Die Hundertsteln, die uns im Weltcup teilweise gefehlt haben, sind halt jetzt zurückgekommen. Trotzdem muss man sagen, die Buben bringen großartige Leistungen. Da kann man nur froh sein“, erklärte Puelacher nach der Goldenen von Schwarz in der Kombination. Nicht einmal in den besten Zeiten des ÖSV-Wunderteams um Hermann Maier, Stephan Eberharter und Co. hatte es einen solchen Start in internationale Titelkämpfe gegeben.
Noch einige Möglichkeiten
Und die WM bietet ja noch einige Möglichkeiten, das Medaillen-Sammlung zu vergrößern. „Auch im Riesentorlauf können wir gut fahren, da sind wir gar nicht so weit weg“, meinte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. „Im Team kann man eine machen, und natürlich können wir im Slalom eine machen.“ Die nächste Goldmedaille wäre die 100. für den ÖSV in der Geschichte von Ski-Weltmeisterschaften.
Kombi-Gold war im Vornherein nicht gerade erwartbar. Auch Puelachers Topfavorit hieß Alexis Pinturault, Schwarz verdrängte den Franzosen letztlich um vier Hundertstelsekunden auf den Silber-Rang. „Den Grundstein, glaube ich, habe ich schon im Super-G gelegt. Mit dem neuen System hat es mir natürlich noch ein bisschen besser reingespielt, dass der Super-G- gut geglückt ist“, berührte Schwarz das Thema Startregel. Die besagt, dass die Schnellsten des Speed-Parts den Slalom eröffnen dürfen. Der Kärntner war mit einer Topzeit auf den fünften Platz gefahren und hatte damit die gewünschte niedrige Startnummer.
Puelacher: Speed-Spezialisten im Nachteil
Puelacher meinte, reine Speed-Spezialisten seien allerdings klar im Nachteil gewesen. „Der Super-G war zu leicht, das hat man gesehen, und der Slalom war schwer bei diesen Bedingungen“, stellte er fest. Die FIS bringe es nicht hin, beide Seiten wirklich gleich zu behandeln. „Seit 2015, seitdem ich Chef bin, war jeder Slalom bei der WM eine Katastrophe. Jetzt hat man das erste Mal gute Bedingungen gehabt“, erzählte der Tiroler.
„Es hätte anders ausgeschaut, wenn wir auf der Herren-Seite gefahren wären. Das ist ein Glück für ‘Blacky‘ gewesen“, merkte er zum Einheitsbrei auf der Damen-Strecke Olympia delle Tofane an. Schwarz sei trotzdem über alle Zweifel erhaben, allein schon dessen Konstanz im Slalom ist für Puelacher beeindruckend. In diesem Winter mit Siegen in Adelboden und Schladming habe sich der 25-Jährige „noch einmal weiterentwickelt. Von seiner Persönlichkeit ist er gereift, und man sieht, was rauskommt.“ Schwarz freute sich mit dem ganzen Team: „Die dritte Goldmedaille bei der WM für uns, das ist wirklich überragend.“
Damen erfolglos
Keinen Grund zum Feiern haben die österreichischen Damen bisher bei dieser WM gehabt. Nach drei Bewerben ist das Medaillenkonto noch leer. „Es ist nicht einfach. Aber kein Athlet, kein Trainer macht einen blöden Schmäh über die Damen“, verriet Puelacher auf Nachfrage. Gefallen fand sein Damen-Pendant Christian Mitter bei der Kombination immerhin an der Slalom-Leistung von Ramona Siebenhofer, die mit der viertbesten Zeit den optisch nicht schlechten fünften Platz rettete.
Gegen die Übermacht von Mikaela Shiffrin, Petra Vlhova und Michelle Gisin „haben wir schon gewusst, dass es schwierig wird. Aber ich glaube, die Ramona hat das Möglichste gemacht, vor allem im Slalom. Der war schon relativ gut“, so Mitter. Im Super-G hätte die Steirerin der späteren Siegerin Shiffrin rund eineinhalb Sekunden abnehmen müssen, das sei unrealistisch. WM-übergreifend sind die ÖSV-Frauen bereits seit zehn Einzel-Bewerben ohne Medaille.
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