Wo sind all die leistungsfähigen Grafikkarten, die im Handel fehlen und für Verknappung und Mondpreise sorgen? Eine Antwort auf diese Frage, die sich derzeit viele Gamer stellen, liefern unter anderem Aufnahmen aus einem Internetcafé in Vietnam. Dort wurden Geforce-RTX-3080-Grafikkarten in Serie geschaltet, um digitales Geld wie Bitcoin und Ethereum zu erzeugen. Und auch in China wird eifrig „geschürft“ ...
In einem Facebook-Posting erklärt eine vietnamesische Internetcafé- und Computerhandels-Kette, die normalerweise Gamer zu ihren Kunden zählt und entsprechend potent ausgestattete PCs besitzt, angesichts der Corona-Beschränkungen ein neues Geschäftsmodell gesucht und gefunden zu haben: das sogenannte Krypto-Mining.
Das Multiplayer-Lokal hat die Grafikkarten aus den PCs für die Gäste aus- und in stromhungrige Kryptogeld-Schürfanlagen, sogenannte Mining Rigs, eingebaut. Da erzeugen sie nun digitales Geld statt virtueller Welten, befeuert von den jüngsten Kursrekorden. Die Profite mit diesem Geschäftsmodell seien höher als die Einkünfte, die ein Internetcafé sonst generiere.
Regale voller Gaming-Laptops schürfen in China
Nicht nur aus dem Internetcafé, das sein wirtschaftliches Überleben mit Krypto-Mining sichern will, tauchen Bilder solcher Mining-Anlagen auf. Wie „PC Games Hardware“ hervorhebt, kursierten kürzlich Fotos aus China, wo Regale voller Gaming-Laptops aufgebaut werden, um damit Ethereum zu erzeugen. Der Wechsel auf Laptops sei bereits der Knappheit bei großen Grafikkarten für den Desktop-PC geschuldet. Manche Miner sollen diese bereits zu überhöhten Preisen direkt ab Werk aufkaufen.
Grafikkarten derzeit doppelt so teuer wie sonst
Der Kaufrausch der Miner bei Desktop-Grafikkarten und Gaming-Laptops lässt für die Verfügbarkeit von Gaming-Hardware in den kommenden Monaten nichts Gutes erwarten. Wer heute eine Desktop-Grafikkarte mit Geforce-RTX-3070-GPU kaufen will, zahlt laut Online-Preisvergleich mehr als 1100 Euro - und damit mehr als das Doppelte der Preisempfehlung von Hersteller Nvidia. Bei Radeon-Grafikkarten von AMD sieht es nicht besser aus: Eine Radeon RX 6800 XT, die laut Hersteller-Empfehlung 650 Euro kosten sollte, ist aktuell nicht unter 1200 Euro zu bekommen.
Der Mangel an aktueller Hardware und der Boom beim Krypto-Mining führten zuletzt sogar dazu, dass ältere Grafikkarten aus dem Vorjahr und 2019 zu Mondpreisen gehandelt wurden. So kosteten Einsteiger-Grafikkarten mit Radeon-RX-5500-Chip, die zur Markteinführung Anfang 2020 weniger als 200 Euro kosteten, Anfang Februar bei vielen Händlern mehr als 300 Euro.
Wer aufrüsten will, wird warten müssen
Aufrüstwillige, die ihrem PC eine stärkere Grafikkarte gönnen wollen, ohne Wucherpreise zu zahlen, werden da wohl noch länger auf sinkende Preise warten müssen. Oder auf Strategien zurückgreifen, die sich schon beim letzten Bitcoin-Boom und der damit einhergehenden Grafikkarten-Dürre 2018 anboten: Im Zweifel zum Komplett-PC oder zur Konsole greifen oder sich vorerst mit einer - auch schon überteuerten - Einsteiger- oder Mittelklasse-Grafikkarte behelfen.
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