Die zuerst in England nachgewiesene Coronavirus-Mutation B.1.1.7 birgt vermutlich ein um 40 bis 60 Prozent höheres Krankheits- und Sterberisiko im Vergleich zum nicht mutierten Erreger SARS-CoV-2. Es gebe deutliche Hinweise auf eine höhere Gefährlichkeit und mehr Todesfälle, heißt es in einer Lagebeurteilung des britischen Beratungskomitees NERVTAG. Bereits Ende Jänner hatten britische Experten vor einem vermehrten Auftreten schwererer Verläufe von Covid-19 durch die B.1.1.7-Variante gewarnt.
„Der Verdacht, dass die britische Variante B.1.1.7 nicht nur ansteckender ist als der Wildtyp (die ursprüngliche Virusvariante, die die Pandemie ausgelöst hat; Anm.) von SARS-CoV-2, sondern auch häufiger zur Hospitalisierung oder und zum Tod führt, habe sich in den vergangenen Wochen erhärtet, wie die jetzt von der britischen Regierung veröffentlichten Ergebnisse aus laufenden Untersuchungen zeigen“, berichtet am Dienstag das „Deutsche Ärzteblatt“.
Das offizielle britische Beratungsgremium NERVTAG (die Abkürzung steht für New and Emerging Respiratory Virus Threats Advisory Group), das die Regierung in London mit Analysen unterstützt, fasste demnach Ende vergangener Woche in einer aktuellen Lagebeschreibung auf der Basis mehrerer Studien aus England, Wales und Schottland die Situation so zusammen: In Summe komme man auf ein um etwa 40 bis 60 Prozent erhöhtes Morbiditäts- („Krankheitslast“; Anm.) und Mortalitätsrisiko bei B.1.1.7-Erregern.
Ursache für die erhöhte Mortalität bis dato unklar
Die Ursache dafür sei nicht bekannt. Die Experten vermuteten aber, dass vor allem durch eine Mutation im Spike-Protein (im Bild unten rot) der „britischen Variante“ das Eindringen der Viren in Zellen erleichtert wird. Das wiederum könnte die Viruslast im Körper erhöhen, so eine Theorie.
Die Behörde Public Health England, die in früheren Analysen keine erhöhte Pathogenität (Gefährlichkeit; Anm.) gefunden hatte, kommt in einer Kohortenstudie (Vergleich von betroffenen Personengruppen) jetzt ebenfalls zu einer erhöhten Sterblichkeitsrate von 1,65 (plus 65 Prozent; Anm.), berichtete die deutsche Ärztezeitschrift. Das Amt für Öffentliche Gesundheit von Schottland habe das in zwei eigenen Studien bestätigt, berichtet die APA.
„Die schottischen Daten deuten auch auf eine erhöhte Zahl von Hospitalisierungen hin“, heißt es in dem Bericht. Hier lag der Faktor bei plus 40 Prozent, in einer zweiten Untersuchung gar bei plus 63 Prozent. Die Zahlen differieren von Studie zu Studie, deuten aber offenbar überwiegend in eine Richtung, wie NERVTAG im Original feststellte: „Auf der Basis dieser Analysen gibt es eine realistische Wahrscheinlichkeit, dass eine Infektion mit der Virus-Problemvariante B.1.1.7 zu einem erhöhten Sterberisiko im Vergleich zu einer Infektion mit den ,Wildtyp‘-Varianten von SARS-CoV-2 führt.“
Wegen B.1.1.7. um 40 Prozent mehr Patienten auf Intensivstationen
Die Ausgangslage bleibt aber laut den britischen Experten gleich: „Man muss darauf hinweisen, dass das absolute Risiko für einen Todesfall bei einer Infektion trotzdem niedrig bleibt.“ Auf der anderen Seite führen große Infektionszahlen eben zu großen Belastungen für das Gesundheitswesen. In Großbritannien durch B.1.1.7 teilweise um 40 Prozent gesteigerte Aufnahmen in Intensivstationen durch schwerere Krankheitsverläufe schlagen schließlich auch mit mehr Todesfällen auf die Statistik durch.
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