„Klima der Angst“

Politikerbesuch: Maulkorb für Facebook-Moderatoren

Digital
17.02.2021 07:47

Bei einem für Facebook tätigen Personaldienstleister beschäftigte Content-Moderatoren im irischen Dublin berichten von Einschüchterungsversuchen ihres Arbeitgebers. Vor einem Besuch des irischen Vizepremiers habe man ihnen in Erinnerung gerufen, dass eine Diskussion über ihre Tätigkeit als Disziplinarvergehen gewertet werden und zur Kündigung führen könne.

Das berichtet der britische „Guardian“. Demnach habe sich Vizepremier Leo Varadkar bei dem Unternehmen angekündigt, um mit den Mitarbeitern über die dortigen Arbeitsbedingungen zu sprechen. Dem hohen Besuch waren Berichte vorausgegangen, wonach man die Moderatoren trotz Lockdown dazu zwinge, vom Büro aus zu arbeiten. Freilich nur jene, die beim Subunternehmer Covalen beschäftigt waren: Wer bei Facebook selbst angestellt war, durfte sehr wohl im Homeoffice arbeiten.

Thema sei auch das „Klima der Angst“ gewesen, unter dem die Moderatoren arbeiten. Sie berichteten von Mitarbeiter-Ratings, sekundengenauer Zeiterfassung bis hin zur Toilettenpause und anderen Methoden der Überwachung, die einen „würdelosen“ und unnötig stressigen Arbeitsalltag begünstigen. Über die psychischen Auswirkungen, die ein Job als Content-Moderator bei Facebook haben kann, wurde zuvor bereits bei anderen Dienstleistern berichtet.

Arbeitgeber erinnerte an Verschwiegenheitsvertrag
Laut den Content-Moderatoren habe ihr Arbeitgeber sie vor dem Besuch des Politikers gewarnt, dass Gespräche über ihre Arbeit gegen eine bei Dienstantritt unterschriebene Geheimhaltungsvereinbarung verstoßen könnten. Klare Ansagen, worüber sie mit dem Vizepremier sprechen dürften und worüber nicht, sei man ihnen schuldig geblieben. Auch eine Kopie der Geheimhaltungsvereinbarung habe man ihnen nicht vorlegen wollen, beklagten sie gegenüber der Zeitung.

Bei Dienstantritt mussten die Content-Moderatoren Verschwiegenheitserklärungen unterzeichnen. (Bild: Thinkstock)
Bei Dienstantritt mussten die Content-Moderatoren Verschwiegenheitserklärungen unterzeichnen.

Facebook und Covalen weisen Vorwürfe zurück
Der Personaldienstleister weist zurück, den Mitarbeitern Informationen unterschlagen zu haben. „Im Zuge unseres Rekrutierungsprozesses erhalten Mitarbeiter die Vertraulichkeitserklärung gemeinsam mit ihrem Dienstvertrag per E-Mail“, heißt es in einer Stellungnahme. Der Vorwurf, dass Mitarbeiter keine Kopie des Vertrages einsehen könnten, sei nicht nachvollziehbar.

Auch Facebook weist zurück, Druck auf die Moderatoren ausgeübt zu haben. „Die Vertraulichkeitsvereinbarungen, die Covalen-Mitarbeiter unterschreiben, werden von ihrem Arbeitgeber Covalen herausgegeben und behalten. Facebook hat keine Verschwiegenheitsvereinbarungen mit diesen Content-Moderatoren.“ Dass solche Verträge überhaupt nötig seien, begründet Facebook mit „rechtlichen Verpflichtungen, Nutzerdaten und persönliche Informationen zu schützen.“

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