Fastenzeit

Wie eine dünne Suppe die Welt besser macht

Tirol
17.02.2021 12:00

Fastenzeit ist! Sie steht heuer unter besonderen Vorzeichen. Das gesellige Miteinander beim Essen der Fastensuppe fällt aus. Gekocht wird trotzdem! Eine mehr als 60 Jahre alte Tradition wird in vielen Tiroler Pfarren heuer im Glas serviert und kehrt so an ihre Ursprünge zurück.

Challenge bedeutet Herausforderung und bezeichnet Wettkämpfe in sozialen Netzwerken. Was die Hipster der Gegenwart können, konnten die Hausfrauen der 1950er-Jahre allemal. Damals allerdings war es nicht die Freude am Wettkampf, sondern der Gedanke des Teilens, der einer der bekanntesten Fastenaktionen zum Durchbruch verhalf. „Bei uns ging es den Familien nach dem Krieg schon wieder besser. In Korea war Hunger und Elend aber allgegenwärtig“, schildert Anita Löffler, Referentin der Aktion Familienfasttag in der Diözese Innsbruck, wie alles begann. Die Katholische Frauenbewegung suchte eine Möglichkeit, den Opfern des Koreakrieges zu helfen. Und sie hatte eine Idee, der sich bald unzählige Frauen anschlossen. „Wir kochen ein schlichtes Essen, eine Suppe mit Brot. Was wir dabei an Haushaltsgeld einsparen, spenden wir“, beschreibt Löffler den ursprünglichen Gedanken. Mittlerweile ist das Projekt dem Kreis der Familie entwachsen und zu einer Gemeinschaftsaktion im großen Stil geworden.

In vielen Pfarren hat das Fastensuppe-Essen Tradition. So wie in Neustift, wo die freiwilligen Helfer und das Team des Hotel „Rogen“ in diesem Jahr die Köstlichkeit in Gläser füllte. (Bild: Leonhard Hofer)
In vielen Pfarren hat das Fastensuppe-Essen Tradition. So wie in Neustift, wo die freiwilligen Helfer und das Team des Hotel „Rogen“ in diesem Jahr die Köstlichkeit in Gläser füllte.

Mehr als hundert Pfarren machen mit
In mehr als hundert Tiroler Pfarren wird am Aschermittwoch oder einem der Fastensonntage aufgekocht, verköstigt und Geld für Entwicklungsprojekte in Asien, Afrika, Lateinamerika gesammelt. Auf herzerwärmende Weise bringt die Fastensuppe Menschen zusammen. Löffler berichtet von St. Anton, wo auch schon auf den Skipisten Suppe verteilt wurde. Sie erzählt von Neustift, wo mit Unterstützung eines Hotels im Vorjahr 650 Portionen ausgegeben werden konnten. Sie erwähnt Jenbach, wo die Köchinnen ihr gutes Werk jenen nach Hause bringen, die sonst wenig Besuch bekommen. „Gemeinsam kochen und essen verbindet“, schwärmt Löffler vom sozialen Aspekt des Projekts. Ein Aspekt, der heuer leider zu kurz kommt.

Für eine Fastensuppe gibt es viele Rezepte. Gemeinsam ist allen der wohltätige Zweck. (Bild: kfb Wien)
Für eine Fastensuppe gibt es viele Rezepte. Gemeinsam ist allen der wohltätige Zweck.

„Suppe to go“ hält die Tradition warm
Die große Tafel darf in Zeiten der Pandemie nicht aufgestellt werden. Doch gekocht wird trotzdem – wie vor mehr als 60 Jahren. In vielen Tiroler Privathaushalten steht die Fastensuppe auf dem Herd. „Und sie wird in Gläser abgefüllt und ausgeteilt“, freut sich Löffler, dass die Tradition nicht erkaltet und ein altes Rezept der Nächstenliebe auch heute noch so gut schmeckt.

Claudia Thurner, Kronen Zeitung

Porträt von Tiroler Krone
Tiroler Krone
Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Tirol



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt