So ein Tohuwabohu hat es in der Geschichte von Ski-Weltmeisterschaften wohl noch nicht gegeben. Katharina Liensberger befand sich mitten in ihren Ausführungen gegenüber Vertretern nationaler Printmedien, als plötzlich Hektik ausbrach. „Es ist ex aequo Gold, gerade bestätigt worden“, sagte ÖSV-Pressesprecherin Manuela Riegler. „Was??? Naaaa!“, schrie Liensberger ihre Freude heraus. Damen-Rennsportleiter Christian Mitter bestätigte über den Funk: „Du bist Weltmeisterin.“
Minutenlang konnte Liensberger in Cortina d‘Ampezzo ihr Glück kaum fassen. „Oh Gott! Oh mein Gott! Das ist ja megacool! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“ Immer wieder brach sie in Gelächter aus, dazwischen sank sie auf die Knie. „Ich kenn‘ mich gerade gar nicht aus.“ Nicht anders erging es Riegler, früher selbst Snowboard-Weltmeisterin. „Es ist einfach nur genial“, sagte Liensberger und wurde langsam gefasster. „Ich kann es gerade gar nicht glauben, aber es ist wirklich wahr und ich freue mich riesig.“
Die Vorarlbergerin hatte soeben nachträglich einen Ex-aequo-Sieg im weltmeisterlichen Parallel-Einzel errungen. Nach dem zweiten Lauf des Finales hatte sie am Dienstag zeitgleich mit ihrer Gegnerin Marta Bassino die Ziellinie überquert, nur die Italienerin wurde jedoch vom Zeitnehmungssystem als Gold-Gewinnerin ausgewiesen. Den ÖSV-Coaches und Sportdirekter Anton Giger schmeckte das gar nicht. „Ich habe mir gedacht, das passt wie die Faust aufs Aug. Wir haben schon eine Saison hinter uns, wo es genau reingepasst hätte“, erzählte Mitter nachher.
„Regel ist eigentlich ein Wahnsinn“
„Wir haben schon auf der Strecke diskutiert, dass die Regel, die schnellere aus dem zweiten Run gewinnt, eigentlich ein Wahnsinn ist“, sagte der Steirer. Giger habe dann den entscheidenden Fund im Regelbuch gemacht. „Wir haben schon nachschauen müssen. Gott sei Dank hat es der Toni gefunden, dann hat es auch gepasst.“
Die Regel sei klar: „Es gibt ex aequo für den dritten und den ersten Platz. In den Vorrunden ist es nicht so, weil man kann es ja nicht noch einmal ausfahren. Aber dann, wenn das Rennen aus ist, gibt es so wie in einem Super-G Ex-aequo-Platzierungen“, sagte Mitter. Der ÖSV habe dann FIS-Mitarbeiter Mike Curtis beauftragt, „er soll sich bitte schlaumachen, weil es steht im Reglement so“. Das ist tatsächlich im FIS-Handbuch zu Parallel-Rennen, Punkt 5, festgeschrieben. Die FIS änderte das Ergebnis offiziell.
„Gold ist wirklich das, was glänzt“
„Ich glaube, dann haben sich ein paar Fragen von vorher erübrigt“, fuhr Liensberger nach ein paar Minuten mit ihrem Interview fort. „Eine Goldmedaille zu gewinnen, ist noch einmal etwas ganz Spezielles. Es ist wirklich ein Traum, der heute in Erfüllung gegangen ist.“ Die Situation sei unwirklich, aber „Gold ist wirklich das, was glänzt“, meinte die 23-Jährige. „Wir werden das feiern, was möglich ist, und einfach den Moment genießen. Aber morgen ist gleich der nächste Bewerb.“
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