Bei Mitarbeitern der Steiermärkischen Krankenstanstaltengesellschaft (KAGes) sind in den vergangenen Tagen jene Stimmen lauter geworden, die bei der Corona-Schutzimpfung lieber auf das Vakzin von Biontech/Pfizer warten wollen, anstatt jenes von AstraZeneca zu bekommen. Unter den KAGes-Mitarbeitern geht die Angst vor Impfreaktionen um: Von Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit und Schüttelfrost war die Rede.
Auch in Wien und an der Innsbrucker Klinik hatte sich bereits Widerstand seitens der Spitalsmitarbeiter und Pflegekräfte geregt. Seit vergangener Woche wird das Vakzin von AstraZeneca auch in den steirischen Spitälern verimpft. Seither kam es vermehrt zu Rücktritten vom Impfwunsch - mehr als es bei Biontech/Pfizer der Fall war. Von einer dreistelligen Zahl an Mitarbeitern kann ausgegangen werden.
Nebenwirkungen in „nennenswertem Ausmaß“
KAGes-Sprecher Reinhard Marczik erklärte, dass es unter den Mitarbeitern vermehrt Rücktritte von der Impfanmeldung gab - teils weil die Termine nicht ganz passten oder manche erkrankt sind, manche aber auch wegen der bisher aufgetretenen Nebenwirkungen. Diese seien nach den ersten AstraZeneca-Impfungen in „nennenswertem Ausmaß“ gemeldet worden, so Marczik zur APA. Es kam zu Kopfschmerzen, erhöhter Temperatur und vereinzelt zu allergischen Reaktionen. Die Impfreaktionen seien aber in den meisten Fällen nach „höchstens zwei Tagen“ vorbei gewesen. Dennoch gab es deswegen auch Krankenstände. So mancher Mitarbeiter musste direkt nach der Impfung wegen einer Impfreaktion nach Hause und konnte seinen Dienst nicht beenden.
Keine Impfdosen verschwendet
Genaue Zahlen würden der KAGes nicht vorliegen, doch der Anteil an Personen, die Nebenwirkungen zeigten, liege im Bereich dessen, was der Hersteller angibt. Der britisch-schwedische Pharmakonzern spricht anhand seiner eigenen Studien von rund zehn Prozent. Trotz der Rücktritte vom Impfwunsch beim KAGes-Personal würden keine Impfdosen verschwendet. Das Vakzin wird nun nachrückenden Impfwilligen in der KAGes-Belegschaft angeboten und auch da würde die Reihung eingehalten, wonach zuerst Risikopatienten wie Diabetiker den Impfstoff bekommen sollen, so Marczik weiter.
Am Universitätsklinikum Graz sind bisher rund 3000 Mitarbeiter geimpft worden. Manche von ihnen haben auch bereits die zweite Dosis erhalten. Die Impfwilligkeit am Klinikum liege bei rund 80 Prozent. Genaue Zahlen von den anderen Spitälern in der Steiermark liegen dem Sprecher nicht vor, da jedes Krankenhaus selbst Impfdosen beim Bund bestellt und verimpft.
Auch niedergelassene Ärzte präferieren Biontech/Pfizer
Neben den KAGes-Mitarbeitern wollen auch viele niedergelassene Ärzte in der Steiermark lieber den Biontech/Pfizer-Impfstoff und nicht jenen von AstraZeneca. Der Grund ist bei ihnen aber mehrheitlich ein anderer, erklärte ein Sprecher der steirischen Ärztekammer: Bei Biontech ist der Impfschutz nach der zweiten Impfung nach rund drei Wochen vollständig vorhanden, bei AstraZeneca dagegen dauert es rund drei Monate.
Nach Ansicht des Vorsitzenden des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, sollten medizinisches Personal und Pflegekräfte nicht mit dem Corona-Impfstoff des Herstellers AstraZeneca geimpft werden. Der Impfstoff sei zwar genauso sicher wie die anderen, „doch die geringere Wirksamkeit lässt sich nicht wegdiskutieren“.
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