Deutschlands Star-Virologe Christian Drosten hat sich klar für den derzeit heiß diskutierten Impfstoff von AstraZeneca ausgesprochen. Dieser sei unverändert ein wichtiges Instrument im Kampf gegen die Corona-Pandemie, es gebe keinen Grund, nicht damit zu arbeiten, sagte der Wissenschaftler am Dienstag. In der öffentlichen Debatte um diesen Impfstoff sei offenbar vieles falsch verstanden worden, nun müsse „alles daran gesetzt werden, so schnell wie möglich in der Breite zu impfen“, erklärte Drosten.
„Die Impfstoffe, die wir haben, die sind extrem gut gegenüber dem, was man erwarten konnte. Es gibt immer irgendwo ein Haar in der Suppe und manche schauen da mit dem Vergrößerungsglas drauf.“ Das solle man nicht tun. Wichtig sei, dass die Impfstoffe das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs minimierten.
Möglicher „Durchbruch für den Pandemieschutz“
Drosten hob zudem die einfacheren Lagerbedingungen - minus 70 Grad Celsius seien nicht nötig - bei AstraZeneca im Vergleich zu den Biontech/Pfizer- und Moderna-Produkten hervor. „Damit kann man den Durchbruch für den Pandemieschutz der Bevölkerung erzielen.“
Kürzlich war bekannt geworden, dass das AstraZeneca-Vakzin bei einer zunächst in Südafrika entdeckten Variante wohl weniger vor milden und schweren Covid-19-Verläufen schützt. Drosten sieht bei der Studie jedoch einige Einschränkungen. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt weiterhin den Einsatz des Impfstoffs. Der Chef des Weltärztebundes wiederum, Frank Ulrich Montgomery, hat sich am Dienstag dafür ausgesprochen, zumindest das Gesundheitspersonal nicht mit AstraZeneca zu impfen. Am AKH Wien kam es gar zu einem „Impf-Aufstand“.
Video: Ist AstraZeneca nicht gut genug?
„Impfen, sobald man dran ist“
Für Deutschland hält der Virologe insbesondere die Variante aus Großbritannien (B.1.1.7) für relevant, wie er erläuterte. Deren Anteil wachse hierzulande, ebenso wie in anderen Ländern. Neue Daten vom Robert-Koch-Institut dazu werden in dieser Woche erwartet. B.1.1.7 bedeute aber laut einer Studie keinen Nachteil für die Schutzwirkung des AstraZeneca-Impfstoffs, so Drosten.
AstraZeneca kündigte jüngst eine neue Impfstoff-Generation für den Herbst an, die besser vor Varianten schützen soll. Drosten machte die Rolle der Hersteller am internationalen Markt deutlich. „In Deutschland würde ich im Moment bei der derzeitigen Verteilung von Mutanten gar nicht davon ausgehen, dass man in allzu naher Zukunft so ein Update bräuchte.“ Er riet davon ab, wegen der in Aussicht gestellten Neuerung mit der Impfung abzuwarten. „Nach der derzeitigen Auffassung sollte man sich sofort impfen lassen, sobald man dran ist“, sagte er.
Biontech/Pfizer und Moderna mit höherer Wirksamkeit
Das Mittel von AstraZeneca ist ein sogenannter Vektor-basierter Impfstoff und wird für Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren empfohlen. Die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna haben eine höhere Wirksamkeit. Im Gegensatz zu AstraZeneca gibt es bei ihnen auch bereits belastbarere Daten zu Senioren.
Quelle: APA
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