Die Corona-Krise verschärft die Ungleichheit - egal ob beim Einkommen, zwischen den Geschlechtern oder Menschen unterschiedlicher Herkunft. Prognosen zufolge könnten die weltweit ärmsten Menschen länger als ein Jahrzehnt benötigen, um die Auswirkungen der Pandemie zu überwinden.
„Ungleichheit drückt sich während der Pandemie in vielfältigen Formen und Zusammenhängen aus. Das betrifft schon die Gesundheitsrisiken: Menschen, die in Armut leben, sind dem Virus am stärksten ausgesetzt. Auch die ökonomischen Auswirkungen sind ungleich verteilt. Viel hängt von der sozialen Lage der Menschen ab: Diejenigen mit höheren Einkommen können finanzielle Einbußen besser verkraften. Kinder, deren Eltern sie beim Homeschooling gut unterstützen können, werden weniger aufzuholen haben“, so Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich.
„Viele Menschen sind im letzten Jahr in existenzielle Schwierigkeiten geraten. Das spüren wir auch in unseren 53 Sozialberatungsstellen. Viele haben in diesem Jahr zum ersten Mal unsere Hilfe benötigt.“ Staatliche und private Unterstützungsmaßnahmen waren extrem wichtig und haben auch gegriffen, aber langfristig sei vor allem auch Nachhaltigkeit in den Maßnahmen ein wichtiger Faktor, um arbeitslose Menschen, Armutsbetroffene und Kinder nicht langfristiger Benachteiligung auszusetzen, so Parr.
Kurzarbeit, Einmalzahlungen für Arbeitslose, die Anhebung der Ausgleichszulage und die Einrichtung des Corona-Familienhärtefonds haben viele Menschen vor dem Schlimmsten bewahrt. Studien belegten: Der Sozialstaat wirkt und hat sich als Schutzmauer in der Corona-Krise bewiesen. Die Caritas appelliert für eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes bei gleichzeitiger Beibehaltung der Notstandshilfe: „Wir müssen sicherstellen, dass Menschen trotz Jobverlusts ausreichend Geld für Lebensmittel, Heizen und anfallende Mieten haben.“ Besonders betroffen seien Arbeitssuchende, die schon vor der Krise arbeitslos waren. Diesen könnte man mit Ausbildungs- und Kooperationsmodellen einen Weg in eine neue Beschäftigung ermöglichen.
Momentan bringt die Sozialhilfe beispielsweise für Wohnungslose, Arbeitssuchende, Menschen mit Behinderung und Familien mit Kindern schlimme finanzielle Einbußen. Dabei wäre es genau die Aufgabe einer Sozialhilfe, eben ein Mindestmaß an finanzieller Existenzsicherung und einen angemessenen Lebensstandard sicherzustellen. Es brauche eine Novellierung und armutsfeste Gestaltung der Sozialhilfe. Das Ziel müsse eine bundesweite Vereinheitlichung sein.
Lange Phasen des Distance Learnings und die damit einhergehenden Ängste und Sorgen der Schüler sowie der fehlende Kontakt zu Bezugspersonen haben bei vielen Kindern zu Lerndefiziten geführt. Besonders schwer haben es jene aus sozioökonomisch benachteiligten Familien. Häufig verfügen sie nicht über ein eigenes, internetfähiges Gerät oder einen entsprechenden Internetzugang. 70 Prozent der Kinder machen ihre Lernaufgaben über das Mobiltelefon.
„Gesellschaften sind nur dann zukunftstauglich, wenn sie auf die Schwächsten nicht vergessen. In Österreich gibt es eine gute Tradition des sozialen Miteinanders. Diese darf auch und besonders durch eine Pandemie nicht verloren gehen“, so Parr.
Quelle: Caritas
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