Aus dem Ermittlungsakt in der Causa Casinos Austria und Novomatic, in der Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) als Beschuldigter geführt wird, werden immer mehr Details publik. Der ehemalige Novomatic-Chef Harald Neumann soll sich mit Blümel nicht nur per SMS über mögliche Parteispenden und Treffen mit dem damaligen Außenminister Sebastian Kurz unterhalten haben, sondern auch über die Auswahl der ÖVP-Kandidaten für die Nationalratswahl 2017.
„Hello Gernot, nach der Opernball Lady (gemeint ist Quereinsteigerin Maria Großbauer) jetzt auch (der Mathematiker Rudolf) Taschner. Der ist wirklich kein Gewinn. Haben den eine Zeitlang beschäftigt und der ist ein echter Opportunist! Das sind doch keine Experten!! Sorry für die offenen Worte aber der Oktober ist zu wichtig! lg Harald “, schreibt Neumann laut Berichten des „Standard“ und der „Oberösterreichischen Nachrichten“.
Reger Chatverlauf
In dem Akt finden sich demnach zahlreiche Chats des einstigen Novomatic-CEOs mit unterschiedlichen Adressaten. Wenig hält Neumann etwa davon, dass Casinos-Managerin Bettina Glatz-Kremsner zur stellvertretenden VP-Chefin aufrückt, und er kommentiert ihre vertraulichen Abfertigungsansprüche. Aus den Chats geht auch hervor, dass Kurz als Bundeskanzler wesentlich in entscheidende Fragen rund um die Casinos Austria eingebunden gewesen sei.
Treffen beim Nobel-Italiener
Oft geht es auch nur Terminabklärungen: etwa ein Abendessen mit Kurz, dessen Beraterin Antonia Mei-Pochtler und einigen Wirtschaftstreibenden beim Nobel-Italiener Fabios am 25. September 2017, zu dem auch Neumann eingeladen wurde. Sollte das Treffen tatsächlich stattgefunden haben, dürfte zumindest Kurz nicht wirklich viel Zeit gehabt haben: Er hatte an diesem Abend - zwei Wochen vor der Wahl - live auf Puls 4 zwei Wahlkampfduelle ausgefochten.
Kalendereintrag: „Kurz“ war nicht Kurz
In dem WKStA-Akt wird von den Ermittlern rund um einen Kalendereintrag von Novomatic-Eigentümer Johann Graf mit „Kurz“ explizit darauf hingewiesen, dass Grafs Schwiegertochter und damalige Novomatic-Aufsichtsrätin Martina Kurz heiße, man aber dennoch davon ausgehe, dass es sich um den Kanzler handle. Die ÖVP hatte betont, dass dies eine Namensverwechslung sei. Am Donnerstag veröffentlichte der Anwalt von Graf eine eidesstattliche Erklärung von Martina Kurz, in der sie klarstellt, dass sie sich am betreffenden Tag mit dem Novomatic-Eigentümer getroffen hat.
Blümel legt keine Beschwerde ein
Trotz der massiven Vorwürfe der ÖVP gegen die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) will Finanzminister Gernot Blümel keine Beschwerde gegen die bei ihm durchgeführte Hausdurchsuchung einbringen. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag lobte er stattdessen die „sehr professionelle und sehr sensible Vorgangsweise“ der Behörde.
Quelle: APA/OTS
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