Notlage durch Pandemie
Mallorca: Vom Urlaubsort zur Elendsprostitution
Die Corona-Pandemie verwandelt die sonst so beliebte spanische Urlaubsdestination Palma de Mallorca in einen traurigen Ort. Einen Ort, an dem Träume platzen und Albträume wahr werden, denn die Not zwingt immer mehr Frauen in die Prostitution.
Die Straßen von Palma de Mallorca sind wegen des Corona-Lockdowns seit Wochen leer. Die Frauen, die an der Placa Sant Antoni auf und ab gehen, an den Hauswänden lehnen und rauchen oder auf Klappsesseln sitzen oder sich in kleinen Gruppen unterhalten, fallen umso mehr auf. Sie warten auf männliche Kundschaft. Und obwohl diese im Zuge der Pandemie rar geworden ist, sind die Frauen auch bei Regen und kühlen Temperaturen da.
Mütter, die ihre Jobs verloren haben
Medien und Hilfsorganisationen klagen, dass die Corona-Krise auf der Urlaubsinsel viel Elend zutage treten lasse und Elendsprostitution hervorbringe. Es handelt sich demnach oft um alleinerziehende Mütter, die zum ersten Mal oder nach langer Zeit wieder anschaffen gingen, weil sie im Zuge der Pandemie ihre Arbeit als Kellnerin oder Putzfrau verloren haben und verzweifelt seien. „Für viele ist die Rückkehr oder der Eintritt in die Prostitution der einzige Weg, um ihre Familien zu versorgen“, erklären Inmaculada Mas Nadal und Rafa Campos von der Organisation „Ärzte der Welt“.
Kaum Geld und kein Schutz
Viel Geld wird derzeit aber nicht eingenommen. Laut der spanischen Zeitung „Ultima Hora“ stehen sich die meisten Frauen jeden Tag zwölf Stunden lang die Beine in den Bauch - und kommen trotzdem auf Einnahmen von nur rund 100 Euro die Woche.
„Die Frauen erzählen uns, dass viele die Preise gesenkt haben und auch Sex ohne Schutz akzeptieren, weil der Konkurrenzkampf so groß ist“, erzählen die Helfer von „Ärzte der Welt“. Die Kunden verhandelten nun mehr. Dabei sind die Arbeitsbedingungen nicht nur wegen des Virus viel gefährlicher als zuvor. Die Zuhälter übten in der Krise auch viel mehr Druck auf die Frauen aus, heißt es.
Die Frauen erzählen uns, dass viele die Preise gesenkt haben und auch Sex ohne Schutz akzeptieren, weil der Konkurrenzkampf so groß ist.
Helfer von "Ärzte der Welt"
Frauen müssen „jeden Preis“ akzeptieren
An der Placa Sant Antoni versichern die meisten Frauen gegenüber Medien, dass sie keinen Zuhälter haben. Perello weiß aber, dass das nicht immer stimmt und dass einige bei den Schlepperbanden, die sie nach Spanien gebracht haben, mit bis zu 7000 Euro in der Kreide stehen. Deshalb müssten sie „jeden Preis akzeptieren“. Körperliche und psychologische Gewalt sei Alltag. Auch Catalina Bagur vom Roten Kreuz auf Mallorca spricht von einer „extremen Notlage“ der Frauen.
Quelle: APA
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