Gebannt und voller Spannung verfolgten Hunderttausende Menschen auf der ganzen Welt die Landung des Marsrovers „Perseverance“ per Live-Stream im Internet. Der Marsrover setzte schließlich um 21.58 Uhr sicher auf der Marsoberfläche auf. Es war ein heikles Manöver: Nicht ohne Grund nannte die NASA die letzten Minuten bis zur Landung als „Seven Minutes from Hell“. Noch vor 22 Uhr konnte das NASA-Team das erste Bild des Rovers vom Roten Planeten bestaunen.
Für die Experten fühlte es sich tatsächlich an wie die Hölle, denn in den letzten Minuten konnten sie nichts tun. Was passierte, konnten sie lediglich aus dem Orbit verfolgen: Der Mars Reconnaissance Orbiter fungierte dort als Relaisstation und leitete Telemetriedaten der Landeeinheit zur Erde weiter. Natürlich nicht in Echtzeit: Für die 204,189 Millionen Kilometer Entfernung brauchte das Funksignal elf Minuten.
Der genaue Ablauf:
1. Die Landesonde tritt mit 19.500 km/h in die Atmosphäre ein. Dabei erhitzt sich der Schutzschild auf etwa 1300 Grad Celsius. Das bremst die Sonde nach vier Minuten auf 1500 km/h ab.
2. Elf Kilometer über dem Boden entfaltet sich der gut 20 Meter große Überschall-Fallschirm. Danach wird der Hitzeschild abgesprengt.
3. Das gibt Radarsensor und Kameras den Blick auf die Oberfläche frei und erlaubt dem Autopiloten, die Landestelle anzusteuern.
4. Fast 2,1 Kilometer über der Oberfläche und bei noch 300 km/h wird die Hülle samt dem Fallschirm abgesprengt. Die Triebwerke der Abstiegseinheit zünden und bremsen den Fall dann so weit ab, bis das Ensemble schließlich 20 Meter über der Oberfläche schwebt.
5. Die durch ihre Düsen in der Schwebe gehaltene Abstiegseinheit lässt den Rover an mehreren Seilen vorsichtig bis auf die Oberfläche hinab. So werden die sensiblen Instrumente des Rovers nicht durch aufwirbelnden Staub beschädigt. Nach etwa sechs Monaten Flugzeit setzt der Rover auf dem Mars auf.
6. Schlussendlich werden die Seile gekappt und der „Himmelskran“ landet dann etwa hundert Meter entfernt.
Österreich wertet Bilder aus
An Bau und Betrieb des Rovers sind viele Länder beteiligt, darunter Österreich: Grazer und Wiener Forschungseinrichtungen haben eine Software für eine der Kameras geliefert. Diese wertet deren Bilder auf ganz neue Weise dreidimensional aus. Geochemiker Christian Köberl (Uni Wien, Naturhistorisches Museum) will die Bilder auf Spuren von Meteoriten-Einschlägen untersuchen. Neben viel Technik hat „Perseverance“ aber auch drei fingernagelgroße Datenchips mit Namen von elf Millionen Menschen an Bord, die nach einem Online-Aufruf („Send Your Name To Mars“) gesammelt worden waren, sowie eine Gedenkplakette für die Corona-Pandemie.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.