Katzian im Interview:

„Mit Comebackfonds die Pleitewelle verhindern“

Österreich
20.02.2021 06:00

ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian will mit stillen Beteiligungen der öffentlichen Hand bei Tausenden Firmen Jobs und Unternehmen retten. Während in anderen Ländern die Gewerkschaften mit antikapitalistischen Sprüchen gegen die Unternehmer wettern, überrascht Katzian mit einem konstruktiven Vorschlag in der aktuellen Krise: „Wir wollen den vielen Firmen, die ihre Schulden beim Finanzamt oder bei der Sozialversicherung oder bei den Banken nicht rechtzeitig zurückzahlen können insofern helfen, als wir diese Schulden in Beteiligungen umwandeln. Dann haben die Firmen bis zu sieben Jahre Zeit, wieder auf einen positiven Kurs zu kommen, und die Arbeitsplätze bleiben erhalten.“

Katzian nennt dieses Beteiligungsvehikel „Comeback-Beteiligungsfonds“. Er sollte wie früher der ERP-Fonds von den Sozialpartnern aufgebaut werden. Es bliebe bei stillen Beteiligungen unter bestimmten Auflagen (z. B. Behalten von Personal, keine Auszahlung von hohen Bonuszahlungen für die Manager etc.). Katzian: „Die Firmen könnten ihr Geschäft lenken wie bisher, aber sie hätten finanziell wieder den Rücken frei und könnten ihr wertvolles Personal behalten.“

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Wir gehen schon davon aus, dass es sich bei dieser Aktion um mehrere tausend Unternehmen handelt, große und kleine.

Experten befürchten sonst eine Pleitewelle

Für kleine und große Betriebe interessant
Der ÖGB-Präsident geht von „mehreren tausend Firmen“ aus, die dafür infrage kämen: Da die Staatsgelder für die Corona-Hilfen noch nicht ausgeschöpft seien, stünde genug zur Verfügung. Vermutlich würde das in die Milliarden gehen, weil es sowohl für große „systemrelevante“ Betriebe als auch für kleine kommen sollte.

Aber Halt, ist das nicht eine schlaue Form der Massen-Verstaatlichung, mit der Krise als Vorwand? Quasi der Wolf im Schafspelz? Katzian winkt ab: „Dazu ist die Lage viel zu ernst. Wenn die Zahl der Arbeitslosen von jetzt 530.000 auf über 600.000 steigen sollte, dann wäre das gesellschaftspolitisch eine tickende Zeitbombe.“

(Bild: Krone KREATIV | stock.adobe.com/Stephen Finn, Max Broszat )

Nach „konstruktiven Lösungen“ suchen
Daher wolle man in so einer Phase nicht die Ideologie-Keule schwingen, sondern gemeinsam nach „konstruktiven Lösungen“ suchen: „Ich werde diese Ideen mit Kammer-Präsident (Anm.: Harald) Mahrer erörtern und wir sind offen für gute Vorschläge. Der Comeback-Fonds soll nur ein Vehikel sein, um Unternehmen vor einer Insolvenz zu bewahren, bei der viele Jobs verloren gehen würden. Im Kern geht es darum, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten, vorrangiges Ziel ist immer die Weiterführung der Unternehmen.“

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Sollte die Zahl der Arbeitslosen 600.000 übersteigen, so wäre das gesellschaftspolitisch eine tickende Zeitbombe.

Über die Dringlichkeit dieser Offensive

„Schauen nicht zurück, sondern nach vorne“
Man wolle eine Initialzündung für die Zukunft präsentieren („Wir schauen nicht zurück, sondern nach vorne“), außer Corona habe Österreich noch viele andere rasante Veränderungen zu bewältigen, von der Klimakrise bis hin zur Digitalisierung. Katzian: „Allein die Änderungen in der deutschen Autoindustrie sind für unsere Zulieferbetriebe eine irre Herausforderung.“

Mit dem Comebackfonds wolle man Brücken in eine wirtschaftlich wieder stabile Zukunft bauen: „Wir stehen am Beginn der Debatte, ich kann nur sagen: Packen wir’s an!“

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