„Lassen Kleine hängen“
Wutrede über Corona-Maßnahmen geht viral
Manche sind eben gleicher - so lässt sich die „Wutrede“ einer deutschen Unternehmerin in der ZDF-Talkshow „Maybrit Illner“ zusammenfassen, die derzeit nicht nur, aber vor allem im Internet für Diskussionen sorgt. Kern der Kritik: Während große Konzerne wie Daimler, VW oder die Kaufhaus-Kette Karstadt trotz satter Gewinne mittels Kurzarbeitergeld „subventioniert“ würden, scheiterten kleine Betriebe in der Krise bereits an der Bürokratie.
Sina Trinkwalder ist Gründerin des Textilunternehmens „Manomama“, dass sich selbst auf die Fahnen schreibt, „ökologisch, transparent und fair“ in Deutschland zu produzieren, und zwar, wie es auf der Website heißt, „vom Garn bis zur Naht“. Die 43-jährige studierte Politologin und Ökonomin ist bekannt für ihr soziales Engagement und nachhaltiges Unternehmertum. Wohl auch deshalb bekommt sie derzeit „Blutdruck“, wie sie am Freitagabend in der ZDF-Talkshow „Maybrit Illner“ schildert.
„Wir lassen die Kleinen wahnsinnig hängen“
Denn während millionenschwere DAX-Konzerne dank „vieler Anwälte und guter Connections“ derzeit offenbar trotz satter Gewinne kein Problem damit hätten, Kurzarbeitergeld zu beantragen und binnen weniger Wochen tatsächlich genehmigt zu bekommen, stünden kleinere Betriebe vor bürokratischen Hürden, so Trinkwalders Kritik in Richtung des deutschen Wirtschaftsministers Peter Altmaier. Friseure oder Nagelpfleger wüssten „noch nicht einmal, wie das gehen soll, für ihre Mitarbeiter. Die müssen zum Steuerberater“, so Trinkwalder.
Die Unternehmerin ärgert, dass aktuell vor allem jene Unternehmen hängen gelassen würden, die „wirklich für uns da sind“. „Also, ich habe das Gefühl, nur ein Einziger ist hier richtig voll im Lockdown und das ist das Wirtschaftsministerium und zum Zweiten das Finanzministerium“, schließt sie ihre Wutrede. Beide Ministerien würden „lieber nix machen als das Falsche“.
Schlauchboot statt Kreuzfahrtschiff
Mit ihrer Kritik an der derzeitigen Verteilungspolitik scheint die Unternehmerin den richtigen Nerv getroffen zu haben. Nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung auf Facebook wurde Trinkwalders „Wutrede“ fast 30.000 Mal geteilt und ebenso oft „geliked“. In den Kommentaren ernten Trinkwalders Aussagen fast ausschließlich Zuspruch: „Wenn unsere Politiker von der Wirtschaft reden, die man schützen muss, sind damit die DAX-Konzerne gemeint, die Lobbyarbeit betreiben und den Parteien viel Geld spenden. Nicht gemeint sind damit Selbständige oder der Mittelstand“, kritisiert ein Facebook-Nutzer etwa.
Ein anderer schreibt: „Herr Altmaier sagte gestern mal wieder, dass wir alle im gleichen Boot sitzen. Das tun wir definitiv NICHT!!!!! Während er und ganz viele andere an Bord der Aida verbringen, müssen andere in einem kleinen sinkenden Schlauchboot ihr Überleben retten!“
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