Tag der Muttersprache

Besondere Mundart im „Land im Gebirg‘“

Tirol
21.02.2021 08:00

Heute ist der Tag der Muttersprache. Die Sprache, mit der wir von Anfang an aufwachsen, prägt uns besonders. Auch vielen Tirolern geht es so - mit ihrem Dialekt. Viele Einflüsse haben die Mundart über die Jahrhunderte geformt, und auch heute befindet sie sich im Wandel.

Tirolerisch ist nicht gleich Tirolerisch. „Anhand linguistischer Kriterien lässt sich Tirol in zwei Dialektgruppen gliedern“, erläutert die Sprachwissenschaftlerin Yvonne Kathrein von der Uni Innsbruck eine gängige Einteilungsmethode.

Da wäre zum einen der bairische Dialekt – um ihn vom deutschen Bundesland abzugrenzen bewusst mit „i“ geschrieben. Bairisch wird im Großteil Tirols und bis in den Osten Österreichs gesprochen, zudem natürlich in weiten Teilen Bayerns. Und im äußersten Tiroler Nordwesten beginnt der alemannische Dialektraum. „Je weiter man ins Oberland kommt, desto stärker werden die alemannischen Einflüsse“, erklärt Kathrein.

Übergang zwischen Dialekten ist fließend
Ein Merkmal zur Unterscheidung von Alemannisch und Bairisch ist die Aussprache von Zwielauten wie „au“ oder „ei“. So sagt man im bairischen Dialekt „Haus“, im alemannischen hingegen spricht man vom „Huus“.

Solche Anhaltspunkte sind aber, wie die Sprachwissenschaftlerin betont, nur ein künstlich geschaffenes Mittel zur groben Orientierung. Grundsätzlich gibt es keine klare „Dialektgrenze“, und auch die regionalen und lokalen Variationen lassen sich nicht eindeutig voneinander trennen.

An der Uni Innsbruck wird auch Dialektforschung betrieben. (Bild: Amir Beganovic)
An der Uni Innsbruck wird auch Dialektforschung betrieben.

Verschiedenste Einflüsse prägen „Tirolerisch“
Hörbar sind die Unterschiede allemal. Das hat laut Yvonne Kathrein einen einfachen Grund: „Wir sind eben das Land im Gebirg’.“ Früher, als es die technischen Mittel noch nicht gab, war Kommunikation über die Berge hinweg wesentlich schwieriger und langsamer. Daher kommt es, dass man in verschiedenen Tälern unterschiedlich spricht.

Zu den natürlichen Grenzen wie Flüssen und Bergen kamen dann noch menschengemachte hinzu. Innerhalb von Grafschaften, Pfarren oder Gerichten entstanden abermals verschiedene Färbungen.

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Die Tiroler Dialekte sind verwandt, beide sind germanisch. Es gab unterschiedliche Stammesverbände, so entstanden Alemannisch und Bairisch.

Yvonne Kathrein, Expertin für Sprachwissenschaft

Im Laufe der Geschichte waren es vor allem die Römer und Slawen, welche die Tiroler Sprache von außen prägten. In der jüngeren Vergangenheit hinterließen dann Italienisch und Französisch ihre Spuren. Und heutzutage, erklärt Kathrein, sei Englisch sehr präsent. „Es ist normal, dass man englische Wörter in Dialektsätze einbaut.“ So passiere das zum Beispiel mit „downloaden“ oder „cool“. Letzteres werde allerdings oft mit dem harten „k“ ausgesprochen, das so typisch für Tirol ist.

Die Sprache entwickelt sich immer weiter
Kathrein schätzt, dass sich die Mundart in Tirol sehr langsam verändern wird. Durch Internet und gesteigerte Mobilität verständigen sich Menschen heute über größere Distanzen als früher. In der überregionalen Kommunikation werden spezifische Dialektwörter daher seltener verwendet, damit jeder alles versteht.

Expertin Yvonne Kathrein glaubt nicht, dass die Tiroler Mundart ausstirbt. (Bild: Günther Laimböck)
Expertin Yvonne Kathrein glaubt nicht, dass die Tiroler Mundart ausstirbt.

Zudem ist die Sprache durch die technischen Errungenschaften vielen Einflüssen ausgesetzt. „Es wäre komisch, wenn man da nichts annehmen würde“, findet die Dialektexpertin und zieht den Vergleich zur Musik oder Architektur, wo ebenfalls ständig neue Inspirationen einfließen.

Dass unsere Mundart ausstirbt, das glaubt die Expertin jedoch nicht: „Ein Dialekt schafft Identität, das ist gerade in Zeiten von großer Globalität sehr gefragt.“

Nicole Greiderer, Kronen Zeitung

Porträt von Tiroler Krone
Tiroler Krone
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