Im November war in den Spitälern „Feuer am Dach“. Dass sich die Situation entspannt hat, liegt maßgeblich an der Bevölkerung, die die Maßnahmen - bei aller Kritik - mitgetragen hat.
„Das Wasser steht uns bis zum Hals“, sagte der Innsbrucker Infektiologe Günter Weiss Mitte November in einem „Krone“-Interview. In der Woche zuvor war die Auslastung auf den Normalstationen um 1000, auf den Intensivstationen um 150 Betten gestiegen. „Die Situation war dramatisch“, sagt Weiss. Doch es gelang gerade noch, was unbedingt zu gelingen hatte: Die Triage konnte verhindert werden.
Das Gesundheitssystem ist bisher nicht kollabiert, im Gegenteil: Heute ist die Situation deutlich entspannter. „Während am 1. Dezember 700 Patienten auf Intensivstationen lagen, sind es nun rund 260“, schildert Bernd Lamprecht, Lungenfacharzt aus OÖ. Und das sei auch der Bevölkerung zu verdanken: „Im Endeffekt haben wir noch wenig mit den Impfungen erreicht, die Entspannung, die wir seit Weihnachten verzeichnen, gelang durch den Lockdown“, sagt Lamprecht. „Es braucht eine positive Kommunikation“, fordert der Wiener Umweltmediziner Hans-Peter Hutter, „in der aufgezeigt wird, was wir alles geschafft haben.“ Tatsächlich hat man in einem Jahr Pandemie einiges gelernt - im Umgang mit dem Infektionsgeschehen, der Behandlung der Krankheit und nicht zuletzt in der Entwicklung der Impfstoffe.
„Pandemie bekämpfen geht nur gemeinsam“
Eine der größten Lehren sei aber, dass man „eine Pandemie nur dann bekämpfen kann, wenn alle mitmachen“, sagt Weiss - und sieht hierbei auch Verfehlungen im Management der EU. „Es wäre günstiger gewesen, wenn die Staaten an einem Strang gezogen hätten.“ Das „Ziehharmonika-System“, in dem jeder Staat etwas anderes mache und die Grenzen dazwischen geschlossen werden, sei nicht sinnvoll, ist der Infektiologe überzeugt.
Und doch: Durch große Kraftanstrengungen ist es in Österreich gelungen, die Situation in den Altenheimen zu verbessern, die Krankenhäuser zu entlasten. Nun gilt es, diese Erfolge zu halten. Dafür brauche es aber Perspektiven für die Bevölkerung, denn „man kann nicht immer wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen und sich fürchten“, so Weiss. Eine dieser Perspektiven ist die Impfung. Denn selbst wenn man sich trotz Vakzination ansteckt, „verläuft die Erkrankung milder, man muss nicht ins Spital“, betont Weiss - und damit sei man wieder „einen großen Schritt näher am normalen Berufs- und Gesellschaftsleben“, fährt Lamprecht fort.
Verschobene Operationen werden nachgeholt
„Was wir im letzten Jahr aber auch gelernt haben, ist, dass wenig planbar ist und immer wieder Unvorhersehbares passiert.“ So seien die Zahlen zwar aktuell relativ stabil, aber „die Mutationen sind noch nicht abschätzbar“. Das erklärt auch, warum trotz Entlastung der Spitäler die Öffnung schrittweise erfolgt. Man müsse nun beobachten, wie sich die ersten Lockerungen auswirken. Die Beratung darüber findet am 1. März statt. Indes holen die Spitäler die verschobenen Operationen nach.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.