Er hat ein Gespür für Schnee wie Fräulein Smilla: Lukas Ruetz aus St. Sigmund ist in den Sellrainer Bergen DER Lawinenexperte und führt außerdem einen erfolgreichen Blog.
"Tourenblog und Skialpinismus" - unter diesem Titel betreibt der 28-Jährige eine viel beachtete Webseite (www.lukasruetz.at). Ich möchte mehr über den Skibergsteiger erfahren, der im elterlichen Gasthaus Ruetz in St. Sigmund und in der heimischen Landwirtschaft mitarbeitet und sogar im Sommer Skitouren unternimmt. So starten wir gemeinsam eine Tour zum Fotscher Windegg (2577 Meter), nur eine Ecke von St. Sigmund entfernt.
Erste Skitour mit 16 Jahren
Lukas ist erst mit 16 Jahren zum ersten Mal auf Skiern zu einem Gipfel aufgestiegen. Was er vorher versäumte, holte er mehr als nach. Knapp 150 Skitouren macht er pro Winter, etwa ebenso oft stand er bereits am Zwieselbacher Roßkogel (3081 Meter). „Dorthin kann ich zu Fuß von daheim aufbrechen“, lacht er.
Auf seinen Touren hat er sich enormes Wissen in Sachen Lawinenkunde angeeignet. Kein Wunder, dass er gefragter Beobachter des Tiroler Lawinenwarndienstes ist. Sogar „Lawinenpapst“ Rudi Mair zeigt sich von der Fachkenntnis des 28-Jährigen überaus angetan. Sein Wissen gibt Lukas bei Vorträgen und der wachsenden Zahl an Followern im Rahmen seines Blogs weiter.
Was eine Lawine bedeuten kann, hat er schon einmal selbst am eigenen Leib erlebt. „Ich habe ein Schneebrett ausgelöst, wohl dank des Lawinenairbags kam ich mit dem Schrecken davon“, erzählt er, während wir bei klirrender Kälte und strahlendem Sonnenschein durch den Wald aufsteigen. Zum Glück steht später keine Steilwandfahrt auf dem Programm. Denn solche Unternehmungen liebt er.
Keine spezifische Ausbildung
„Bei uns wird – im Gegensatz zu den USA – leider nirgendwo eine spezifische Ausbildung zum Lawinenexperten angeboten“, bedauert Ruetz. Außerdem liege bei den Schulungen der Fokus auf Rettung nach Unfällen. Besser wäre es laut dem Experten, das Augenmerk auf Vermeidung zu legen.
Ein Schneeprofil reiche für eine Einzelhangbeurteilung nicht aus, betont Lukas. Aber wie kann ein Laie dann die Gefahrensituation einschätzen? „Tourenplanung“ heißt laut dem Experten das Zauberwort. Man müsse daheim schon wissen, welche Tour bei der gerade aktuellen Gefahrenstufe möglich ist. Im Variantenbereich würde vielen ihre „Geilheit“ auf Powder zum Verhängnis werden. Freilich – keiner sei vor Unfällen gefeit, weiß der 28-Jährige aus eigener Erfahrung.
Am Gipfel lernen wir Katharina aus Südtirol kennen. Die scheint von „ihren“ Bergen ähnlich begeistert wie Lukas von „seinen“ zu sein. Später genießen wir den grandiosen Pulver in den weiten Hängen hinunter ins Fotscher Tal. Ein 5-Sterne-Skitourentag geht zu Ende.
Am nächsten Tag sehe ich dann die grandiosen Bilder, die Lukas gemacht hat, auf den diversen sozialen Plattformen. Und einen Tag später bereits Bilder seiner nächsten Tour. Er hat es schon wieder getan.
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