Trotz der aktuellen Beschränkungen im europäischen Fernreiseverkehr setzen die ÖBB weiterhin voll auf den Ausbau ihrer Vormachtstellung im europäischen Nachtzug-Netz. Am Dienstag präsentierten die ÖBB, Siemens und Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne) die Nightjets der neuen Generation, die ab Ende 2022 durch ganz Europa rollen sollen. Die Ministerin outete sich dabei als „Nachtzug-Fan“ und hob die Vorstellung der neuen Waggons als „großartigen Moment für das europäische Nachtzug-Netz und den Klimaschutz“ hervor.
Mit dem Nightjet könne man klimafreundlich und komfortabel unterwegs sein, was ihr als Klimaministerin ein großes Anliegen sei. „Um die Klimakrise wirksam zu bekämpfen, müssen wir bei der Mobilitätswende einen großen Schritt nach vorne machen“, sagte Gewessler.
Ab Ende 2022 sollen die Nightjets der nächsten Generation rollen, zunächst auf Verbindungen zwischen Österreich, Deutschland und Italien. Die ersten 13 Garnituren wurden aus einer Rahmenvereinbarung mit Siemens von den ÖBB abgerufen, weitere 20 sollen folgen.
500 Millionen Euro für Nachtzug-Ausbau
Der Nightjet werde schon bald die klimafreundliche Alternative zum Kurzstreckenflug sein. „Deswegen investieren wir in den nächsten Jahren 500 Millionen Euro zusätzlich in den Nachtzug-Ausbau in Wien“, so Gewessler. Das sei mit Arbeitsplätzen und Wertschöpfung in Österreich verbunden. Siemens werde alleine am Standort in Simmering 35 neue Lehrlinge aufnehmen, was vor allem „in Zeiten wie diesen ein wunderschönes Signal“ sei.
ÖBB-Chef Matthä „geht das Herz auf“
Dem ÖBB-Vorstandsvorsitzenden Andreas Matthä ging beim Anblick seiner neuen Nightjets „das Herz auf“. Als man 2016 damit begonnen habe, das Nachtzug-Netz weiter auszubauen, sei ihm bereits klar gewesen, dass man weitere Züge anschaffen müsse. Letztlich habe man damit in die Zukunft investiert, was sich als richtig herausgestellt habe.
Ausbau von 19 auf 26 Linien geplant
Derzeit sei man in Europa Marktführer bei den Nachtzügen. „Wir bieten aktuell 19 Nightjet-Linien an und wollen bis 2024 auf 26 Linien ausbauen.“ Es freue ihn, dass außerdem die Schweizer, Deutsche und Französische Bahn im Nightjet-Netz mitarbeiten werden. Das ermögliche es, österreichische Gastfreundschaft durch ganz Europa zu tragen.
Kostenloses WLAN, barrierefreier Zugang
In den neuen Nightjets wird es auch kostenloses WLAN geben, was bisher im Fernverkehr nur in den Railjets der Fall war. Barrierefreier Zugang für Rollstuhlfahrer wird durch einen Niederflureinstieg in einem Waggon ermöglicht, in dem sich ein barrierefreies Liegewagenabteil sowie ein dazugehöriges WC befinden.
Zudem soll es laut Matthä „zeitgemäßen Komfort, mehr Privatsphäre und erstmals die Möglichkeit geben, Fahrräder mitzunehmen“.
Klimaticket: Verhandlungen gehen weiter
Gewessler beantwortete auch eine krone.at-Frage nach dem Fortschritt beim Mammutprojekt „1-2-3-Klimaticket“. Zuletzt waren die Verhandlungen mit den Bundesländern ja etwas ins Stocken geraten, nachdem man sich Ende 2020 mit Salzburg und Mitte Jänner mit Vorarlberg und Tirol einig geworden war. Laut Gewessler sollen weitere Bundesländer „in den nächsten Wochen folgen“.
Man sei jedenfalls österreichweit „sehr gut auf Kurs“, das Vorzeigeprojekt der Grünen noch 2021 „in der Umsetzung“ zu haben. Im Vorjahr hatte Gewessler noch betont, dass das österreichweite Ticket im ersten Halbjahr 2021 starten soll.
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