Seit der Zulassung der ersten Coronavirus-Impfstoffe - in Russland wurde „Sputnik V“ bereits im August als erster weltweit zur breiten Anwendung in der Bevölkerung freigegeben - laufen mittlerweile in zahlreichen Ländern Impfkampagnen mit dem Ziel die Pandemie in absehbarer Zeit in den Griff zu bekommen. Unklar ist aber noch, wie lange die verschiedenen Vakzine Schutz gegen den Erreger SARS-CoV-2 bieten.
Eine wichtige Frage für viele ist natürlich, wie lange der Immunschutz nach einer Impfung mit den zurzeit zur Verfügung stehenden Corona-Vakzinen von Biontech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca und Co. anhält und ob sie auch gegen die stetig entstehenden Mutationen des Virus (beispielsweise B.1.1.7.), die teilweise als ansteckender gelten, wirksam sind.
Ugur Sahin, der Chef der deutschen Firma Biontech, die zusammen mit dem US-Pharmariesen Pfizer den mRNA-Impfstoff BNT162b2 entwickelt und auch produziert, zeigte sich diesbezüglich am Montag zuversichtlich. Mutationen seien „der übliche Weg“, den Viren gehen, wenn viele Menschen infiziert sind. Bislang gebe es 18 Varianten von SARS-CoV-2, gegen die das Biontech-Vakzin wirke, so Sahin.
Biontech-Chef glaubt an Herdenimmunität
Während viele Experten, was die sogenannte Herdenimmunität betrifft, skeptisch sind, ist sich der Biontech-Gründer sicher, dass man eine solche etwa in Deutschland - dank der Impfungen - bis Ende des Sommers erreichen könne. Manche Experten glauben zudem, dass die Impfstoffe wahrscheinlich eine noch eine bessere Antikörper-Antwort hervorrufen als eine natürliche Infektion mit dem Virus.
Klar ist inzwischen, dass schon die erste Teilimpfung mit den Vakzinen von Biontech/Pfizer bzw. AstraZeneca das Risiko einer Einweisung in ein Spital um bis zu 94 Prozent reduziert. Das zeigt eine Studie aus Schottland, für die die Daten von 5,4 Millionen Menschen analysiert wurden. Bestätigt sich durch weitere Analysen, dass die zurzeit eingesetzten Impfstoffe auch die Weitergabe des Virus deutlich reduzieren, daher ließe sich die Pandemie mit den weltweit laufenden Impfkampagnen effektiv ausbremsen.
Werden wir Auffrischungsimpfungen brauchen?
Wie lange der Impfschutz allerdings bestehen bleibt, ist noch unklar. Die Erfahrungen mit harmloseren Coronaviren, die etwa für Erkältungskrankheiten verantwortlich zeichnen (und mit den man sich immer wieder infizieren kann), zeigen allerdings, dass für einen langfristigen Schutz vor Covid-19 tatsächlich regelmäßige Auffrischungsimpfungen notwendig sein könnten. Antworten auf diese Frage werden hoffentlich schon bald Langzeitstudien liefern, die in Arbeit sind, aber Monate dauern und daher noch nicht vorliegen.
Ob - wie etwa bei der Grippeimpfung - Jahr für Jahr ein neues Vakzin gegen Covid-19 entwickelt werden muss, hängt im Wesentlichen davon ab, ob und wie sich der Erreger SARS-CoV-2 im Laufe der Zeit verändert: Derzeit geht man davon aus, dass sich das Coronavirus langsamer verändert als Influenza-Viren, konkret vorhersagen kann man das aber nicht.
Fest steht nur, dass sich der Virus-Stammbaum in etwa seit dem Spätherbst verstärkt in Varianten verästelt. Was diese gehäuften Veränderungen bewirken, sei jedoch kaum klar und schwer abzuschätzen, sagt der Virologe Andreas Bergthaler vom CeMM, dem Zentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
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