Heute genau vor einem Jahr traten in einem Hotel in Innsbruck die ersten Corona-Fälle in Österreich auf. „Es ist ein Fall eingetreten, auf den wir vorbereitet sind“, betonte damals die Politik.
Innsbruck, 25. Februar 2020. Es ist Faschingsdienstag. Auch in der Tiroler Landeshauptstadt sind Verkleidete unterwegs, wird gefeiert. Aber dieser Tag wird nicht aufgrund des bunten Treibens in die Geschichte eingehen.
Meldung verbreitet sich wie ein Lauffeuer
Denn am frühen Abend macht plötzlich die Nachricht die Runde, dass es die ersten Coronavirus-Fälle in Österreich gibt. Die Meldung verbreitet sich sprichwörtlich wie ein Lauffeuer. Das Virus hat sich, um nach Österreich zu kommen, einen vornehmen Platz ausgesucht: das einzige Fünf-Sterne-Hotel in Innsbruck, das Europa. Dort, wo schon König Ludwig II., Queen Elizabeth II., Fürst Albert von Monaco oder Künstler wie die Rolling Stones, Deep Purple und Zucchero genächtigt haben.
In den Bars wird über Corona-Witze gelacht
Es ist 18.30 Uhr, als die „Krone“ mit einem Team vor Ort eintrifft. Während in so mancher Bar noch über Corona gewitzelt und mit gleichnamigem Bier angestoßen wird, herrscht vor dem Hotel emsiges Treiben. Echte, alles andere als verkleidete Polizisten riegeln das Haus ab. Es darf keiner raus, und schon gar niemand mehr hinein, was einige verdutzte Gäste nicht verstehen wollen. Im Inneren huschen mit Masken und Handschuhen ausgerüstete und teils in weiße Mäntel gehüllte Personen herum - aber es handelt sich nicht um einen „Tatort“-Dreh: Corona ist in Österreich angekommen.
Aus Italien mit dem Virus im Gepäck nach Tirol
Nur spärlich sickern Informationen vom Hotel nach außen. So viel aber doch: Bei den offiziellen Corona-Fällen Nummer 1 und 2 in Österreich handelt es sich um ein junges italienisches Pärchen (beide 24 Jahre alt), das wenige Tage zuvor von einem Kurzbesuch aus seiner Heimat nach Innsbruck zurückgekehrt war. Mit im Gepäck hatten sie das Virus. Zu diesem Zeitpunkt, an diesem 25. Februar, gibt es neben diesen beiden Infektionen bereits in mehreren europäischen Ländern Fälle. Darunter Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Spanien, Kroatien und Italien.
Weltweit liegt die Zahl der Infizierten an diesem Faschingsdienstag vor einem Jahr bei rund 80.000, jene der Todesopfer bei knapp 2500. Noch am selben Abend erklärt Bundeskanzler Sebastian Kurz: „Es ist ein Fall eingetreten, auf den wir vorbereitet sind. Jetzt gilt es, rasch zu reagieren.“ Es sei nicht notwendig, in Panik zu verfallen, betonen Kurz und Gesundheitsminister Rudolf Anschober.
Mittlerweile weltweit 112 Millionen Infizierte
Was seit diesem denkwürdigen Faschingsdienstag alles passiert ist, lässt sich hier aus Platzgründen nicht niederschreiben, ein paar Schlagworte: Ischgl, Chaos bei Massenausreise von Gästen, Quarantäne, Cluster, Lockdown, Schul- und Gastro-Schließungen, Maskenpflicht, Einbrüche in vielen Wirtschaftsbereichen usw. Mittlerweile gibt es weltweit mehr als 112 Millionen Infizierte (wovon etwa die Hälfte genesen ist) und knapp 2,5 Millionen Todesopfer. In Österreich sind es knapp 450.000 Infizierte und 8400 Tote, die mit diesem Virus in Zusammenhang gebracht werden.
Das Hotel Europa steht mittlerweile leer
Übrigens: Das altehrwürdige Fünf-Sterne-Hotel Europa in Innsbruck steht mittlerweile leer, ist dem Verfall preisgegeben. Dort werden wohl nie mehr Gäste einchecken - ein Bild mit Symbolcharakter, was dieses Virus in Europa anzurichten imstande war und noch ist.
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