Es ist paradox: Ausgerechnet aufgrund der weltweiten Gesundheitskrise sinkt die Nachfrage nach Antibiotika. Auch Sandoz Kundl spürt die Auswirkungen, aber Novartis-Chef Michael Kocher beruhigt im „Krone“-Gespräch.
Die Maschine nebenan steht still und Urlaubsabbau ist gewünscht – damit sind derzeit Mitarbeiter der Antibiotika-Produktion von Sandoz in Kundl/Schaftenau konfrontiert. Die „Krone“ sprach mit Novartis-Österreich-Chef Michael Kocher über die herausfordernde Gegenwart, nachdem sich die Zahl der Jobs (derzeit rund 4000) seit 2006 verdoppelt hat. Kocher spricht über die Lage.
Die Ursachen des Einbruchs: „Es gibt weniger OP’s und die Leute gehen weniger zum Arzt. Die Hygiene verhindert Grippewellen. Der Bedarf an Antibiotika sank um 50 Prozent.“
Die Folgen für den Tiroler Standort: „Mitarbeiter müssen sich keine Sorgen machen, weil wir nicht nur Antibiotika produzieren. Wenn wir dort die Kapazität verändern müssen, werden sie woanders eingesetzt.“
Nicht nur Antibiotika
Produkte, die die Antibiotika-Lücke füllen: „Es wäre problematisch, nur in einem therapeutischen Gebiet tätig zu sein. Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, indem wir einen großen biopharmazeutischen Bereich aufgebaut haben und auch hier ein globales Kompetenzzentrum sind. Resultat ist, dass von mehr als 4000 Mitarbeitern etwa 50 Prozent außerhalb des Antibiotikabereichs tätig sind.“
100 Millionen jährlich
Investitionen: „Das jährliche Volumen beträgt rund 100 Millionen Euro, zuletzt lief der Bereich innovativer Plasmide an, da geht es vor allem um neue Maßstäbe in der Gentherapie.“
Internationale Arbeitskräfte: „Wir haben ein weltoffenes Umfeld und beschäftigen Mitarbeiter aus 50 Nationen. Manchmal dauert es zu lange, bis jemand zu uns kommen darf. Bei solchen Anliegen stoße ich aber auf viele offene Ohren – etwa bei Landeshauptmann Platter und erst dieser Tage bei Ministerin Schramböck.“
Magnetwirkung Tirols: „Größtes Plus ist Sicherheit, gerade für Familien aus Ballungsräumen, dazu Natur und zentrale Lage. Ein Manko wurde mit der durchgängigen internationalen Schule in Kufstein behoben, firmenintern haben wir eine eigene Kinderbetreuung.“
Impfproduktion in Tirol: „Novartis hat das Ziel, einen aktiven Beitrag in der Bekämpfung der Pandemie zu leisten und Produktionskapazitäten zur Verfügung zu stellen. Derzeit finden Gespräche mit Industriepartnern auf globaler Ebene statt."
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