Besonders die Jungen - Stichwörter Homeschooling bzw. die massiven Einschränkungen in den gewohnten Freizeitaktivitäten - sind von der Coronavirus-Pandemie betroffen, und da vor allem die 15- bis 25-Jährigen. Mit den psychosozialen Folgen der Krise beschäftigt sich nun ein Beraterstab des Gesundheitsministeriums, der am Freitag, einen Tag nach dem Jahrestag des Corona-Ausbruchs in Österreich, seine Arbeit aufnahm. Er soll helfen, Österreich aus der „Desillusionierungsphase“ zu führen, denn in einer solchen stecke das Land derzeit. Begonnen wird mit der Betroffenheit von Kindern und Jugendlichen.
Länger andauernde Krisen würden dazu führen, dass der Zusammenhalt, der sich am Beginn einer Krise normalerweise bildet, bröckelt und sich eine Müdigkeit in der Gesellschaft einstellt. Derzeit herrsche eine Erschöpfungs- bzw. Desillusionierungsphase vor, so Notfallpsychologin und Krisenexpertin Barbara Juen von der Universität Innsbruck, die Mitglied des Beraterstabs ist. „Wir müssen wieder lernen, dass wir alle gemeinsam in einem Boot sitzen.“
„Nachspielzeit besser, als das ganze Spiel zu verlieren“
Gegen diese Phase der Erschöpfung und Desillusionierung sowie gegen die weiteren Herausforderungen der Krise soll der Beraterstab nun Lösungsvorschläge bringen. „Wir sind zehn Minuten vor Ende der zweiten Halbzeit“, verglich der Leiter des Stabs, Michael Musalek, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, die Krise mit einem Handballspiel. Es sei möglich, dass es zu einer Nachspielzeit kommt, aber eine Nachspielzeit sei immer besser, als das gesamte Spiel zu verlieren. Man werde aber nicht gewinnen, indem man sich zurücklehne und gar nichts tue.
„Zur Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen beitragen“
Die Hoffnung sei vielen in Österreich inzwischen abhandengekommen, aber man brauche Hoffnung. „Jeder von uns kann etwas tun“, so Musalek, „auch die Politik.“ Eine Aufgabe des Beraterstabs werde es auch sein, zur Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen bzw. der besseren Kommunikation beizutragen. Man müsse abschätzen, was man für einen guten Erfolg in Kauf nehmen könne - und was eben nicht. Und die Menschen müssten die Entscheidungen auch nachvollziehen können.
Anschober verteidigt Einsetzen des Teams erst nach einem Jahr
Psychosoziale Fragen seien schon immer Thema im virologischen Beraterstab gewesen, der sich alle zwei Wochen trifft, verteidigte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei der Pressekonferenz den als spät kritisierten Zeitpunkt der Installierung des Teams. Man habe im Laufe der Zeit gesehen, dass es notwendig sei, diese Aufgaben in einen eigenen Beraterstab auszugliedern.
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