Debatte um Lockdown
Corona: Deutsche Todesrate höher als in Österreich
Österreichs Teststrategie und Öffnungsschritte sind derzeit in Deutschland ein viel diskutiertes Thema. Denn die Skepsis und Kritik am Verharren im Lockdown in unserem Nachbarland werden immer größer, zumal ein spürbarer Rückgang der Corona-Zahlen ausbleibt. Jetzt zeigt eine Statistik: Trotz hartem Lockdown seit 16. Dezember verzeichnet Deutschland sogar eine höhere Todesrate als Österreich.
- Wie das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) am Freitag bekannt gab, gab es in Deutschland in den vergangenen 24 Stunden 394 Todesfälle im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion. Einen Tag davor waren es 385 Todesfälle. Die Gesamtzahl der erfassten Corona-Toten liegt bei knapp 69.519 (Stand Freitagfrüh).
- In Österreich wurden am Freitag 22 Todesfälle binnen 24 Stunden registriert, um 0,3% mehr als am Vortag. Insgesamt gab es in Österreich bisher 8515 Corona-Tote.
Todesrate in Deutschland seit Wochen höher
Berechnet auf 100.000 Einwohner, liegt die Todesrate in Deutschland seit Wochen höher als in Österreich.
- Die Zahl der Corona-Toten in Österreich hatte Anfang Februar einen Wert von 5,4 pro eine Million Einwohner, in Deutschland einen Wert von 9.
- In Österreich liegt dieser Wert aktuell bei 2,9; in Deutschland bei 3,6.
Dieser Wert ist insofern interessant, als sich Deutschland seit Dezember um einige Wochen mehr im harten Lockdown befindet als Österreich.
Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland steigt wieder
Und trotzdem gehen die Zahlen der Corona-Neuinfektionen in unserem Nachbarland nicht spürbar zurück - im Gegenteil. Das RKI meldete am Freitagmorgen 9997 neue Ansteckungsfälle binnen 24 Stunden. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz stieg erneut an und liegt nun bei 62,6. Am Donnerstag hatte der Wert noch 61,7 betragen. In Österreich, wo vor knapp drei Wochen erste Öffnungsschritte gesetzt wurden, liegt die Sieben-Tage-Inzidenz mehr als doppelt so doch bei 145.
Österreichs Strategie weckt Zweifel am deutschen Zauderkurs
Die Welt
Dennoch hat man das Gefühl, als würde zumindest Deutschlands Medienwelt die Strategien Österreichs als großes Vorbild nehmen. So titelte etwa „Die Welt“ am Freitag: „Österreichs Strategie weckt Zweifel am deutschen Zauderkurs“. Und lobte weiter: „Wien plant eine Strategie für das Leben mit dem Virus. Rund 200.000 Tests täglich werden aktuell in ganz Österreichs durchgeführt, die Testhäufigkeit ist dort fast zehn Mal so hoch wie in Deutschland. Und die ersten drei Wochen nach den Öffnungen haben in Österreich gezeigt: Der befürchtete explosionsartige Anstieg an Infektionen ist vorerst ausgeblieben“, hob „Die Welt“ hervor. Bereits in der Vorwoche war in der TV-Talkrunde von ZDF-Moderator Markus Lanz Österreichs Teststrategie großes Thema.
Und auch „Bild“-Vize-Chefredakteur Paul Ronzheimer gönnte sich im Interview mit Kanzler Sebastian Kurz am Mittwoch einen kleinen Seitenhieb auf Berlin: „Schauen wir mal, ob sich mancher deutscher Politiker was davon abschaut. Zumindest in Sachen Testen.“
Mehrheit der Deutschen will Lockerungen
In Deutschland wird seit Tagen über Öffnungsschritte diskutiert. Trotzdem wurde der Lockdown mit der Schließung etwa der Gastronomie und vieler Einzelhandelsgeschäfte von Bund und Ländern noch einmal bis 7. März verlängert. Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder beraten am kommenden Mittwoch darüber, wie es weitergeht.
In der Öffentlichkeit dreht sich die Stimmung unterdessen Richtung Lockerungen. Eine Mehrheit der Deutschen ist laut ZDF-Politbarometer für Öffnungen bei den Corona-Maßnahmen. Insgesamt gaben 56 Prozent der Befragten an, dass es jetzt zu Lockerungen kommen sollte. 41 Prozent lehnen sie ab.
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