Lange haben Wissenschaftler davor gewarnt, dass eine der aufgekommenen Mutationen des Coronavirus schon bald der vorherrschende Stamm sein werden. Während laut Gesundheitsministerium und Corona-Kommission für ganz Österreich die Mutationen einen Anteil von 57 Prozent annahmen, sollen im Osten des Landes bereits bis zu 80 Prozent rein auf die britische Variante zurückgehen.
Bei der Ausbreitung der britischen Mutation B.1.1.7. gebe es inzwischen ein sehr starkes Ost-West-Gefälle, erklärte der Virologe Andreas Bergthaler am Freitag der APA. „Der Trend, dass es im Osten von Österreich relativ viel der englischen Variante gibt und im Westen - vor allen im Vorarlberg, aber auch Tirol - eher weniger, und es andererseits in Tirol ein Nest an Südafrika-Varianten (B.1.351, Anm.) gibt, hat sich eigentlich bis zum jetzigen Zeitpunkt bestätigt“, so der Wissenschaftler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
Kläranlagen zeigen Verbreitungsgrad
Im Burgenland seien im Durchschnitt aktuell 77 Prozent der Neuinfektionen auf die britische Variante zurückzuführen. In Wien liege dieser Anteil laut aktuellen Daten der AGES bei 66 Prozent, wie Bergthaler am Freitag erklärte. In Tirol und Vorarlberg lägen die Werte zwischen 40 und 50 Prozent. Man sehe nun, dass sich erste hohe Werte aus Kläranlagenproben in Niederösterreich oder auch Salzburg am Beginn des Jahres mittlerweile breiter nachweisen ließen.
In ihrer Sitzung am Donnerstag hielt die Corona-Kommission fest, dass in der Mehrheit der Bundesländer davon auszugehen sei, „dass Infektionen mit der Mutation N501Y (voraussichtlich vorwiegend der Variante B.1.1.7. zuzuordnen) das Infektionsgeschehen dominieren“, heißt es in dem Bericht. Österreichweit liege deren Anteil bei 57 Prozent. Analysen des Vienna Biocenters zeigen in den jüngsten Proben nun bereits einen Anteil um die 80 Prozent der britischen Variante.
Behörden „nicht vorbereitet“
Insgesamt sei die Situation der Beobachtung der ansteckenderen Virenvarianten in Österreich zweischneidig zu bewerten, so Bergthaler. Klar sei, dass man behördenseitig „in der Form nicht auf diese neuen Fragestellungen vorbereitet“ war. Etwa im Hinblick auf die Digitalisierung bei der Datenübertragung könne man auch „sehr viel kritisieren“, sagte der Virologe: „Das ist zum Teil Steinzeit“.
Im Vergleich zu anderen Ländern, wie etwa Deutschland, sei Österreich im Varianten-Monitoring mittlerweile aber „erstaunlich gut aufgestellt“. Angesichts der sich abzeichnenden Dominanz der britischen Variante plädierte der Forscher aber einmal mehr dafür, die SARS-CoV-2-Infektionszahlen insgesamt deutlich zu drücken.
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