Die beiden nach dem Anschlag in Wien verhafteten Islamisten aus der Schweiz könnten direkt mit der Terrorattacke vom 2. November in der Innenstadt zu tun haben. Gegen sie wird wegen „strafbarer Vorbereitungshandlungen zu Mord und wegen Gehilfenschaft zu Mord ermittelt“, berichten Schweizer Medien unter Berufung auf die dortige Bundesstaatsanwaltschaft.
Die beiden jungen Schweizer wurden wenige Stunden nach dem Attentat verhaftet, sie befinden sich seither in Untersuchungshaft. Bisher war nur bekannt, dass gegen sie wegen Verstoßes gegen das IS-Gesetz sowie der Unterstützung einer kriminellen Organisation ermittelt wird. Nun bestätigte die Schweizer Bundesanwaltschaft auf Anfrage der „Neuen Zürcher Zeitung“, dass gegen die Islamisten auch wegen strafbarer Vorbereitungshandlungen zu Mord und wegen Gehilfenschaft zu Mord ermittelt wird.
Die Schweizer Ermittler stützen sich dabei vor allem auf Überwachungsergebnisse der Behörden in Österreich. Aber auch Videos, die zeigen, wie Kujtim F. am Abend des Anschlags wahllos auf Menschen schoss, und die nach Angaben der Zeitung nur kurz danach auf das Handy von einem der jungen Männer geschickt wurden, sind Indizien. Auf dem Mobiltelefon wurde zudem das Foto eines Wiener Stadtplans mit den eingezeichneten Tatorten gefunden, was den Mann verdächtig macht. Zudem fanden die Ermittler bei dem 25-Jährigen Schriften und Bilder zum IS.
Treffen in Wien als Schlüsselereignis
Rund drei Monate vor dem Anschlag soll der Schweizer Islamist zusammen mit einem 18-jährigen Kollegen von Winterthur aus mit dem Auto nach Wien gefahren sein. Dort sollen die beiden Männer Mitte Juli 2020 mindestens einmal beim späteren Attentäter übernachtet haben. Das Treffen der Schweizer Islamisten mit Kujtim F. und weiteren Gleichgesinnten aus Deutschland war den deutschen Verfassungsschützern bekannt.
Von den Behörden wurde damals zwar eine Observation der Gruppe veranlasst, die Brisanz war dem zuständigen Wiener Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) aber nicht bewusst. Dabei habe es sich um eine „durchaus als anschlagsbereit eingeschätzte Terror-Zelle“ gehandelt, wird im Endbericht der Untersuchungskommission betont.
Die Islamisten versammelten sich in den nächsten Tagen in verschiedenen Konstellationen an mehreren Orten in Wien, unter anderem in zwei einschlägigen Moscheen. Für die Fahrten wurde dabei laut NZZ immer das Auto der Schweizer benutzt. Kurz nach der Abreise der Kollegen aus Deutschland und der Schweiz fuhr Kujtim F. nach Bratislava, weil er Munition kaufen wollte. Für die Ermittler ist das ein weiterer Hinweis, dass das Treffen ein Schlüsselereignis für den Terroranschlag in Wien gewesen sein könnte.
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