Pfizer-Chef im Talk:

„Jeder Impfstoff bringt normales Leben näher“

Wissenschaft
28.02.2021 06:00

Pfizer-Österreich-Chef Robin Rumler über neue Impfmöglichkeiten beim Hausarzt, Studien bei Kindern, Stolz und Entbehrungen.

„Krone“: Wie ist das, wenn man als Erster die EU-Zulassung für so einen wichtigen Impfstoff hat?
Wenn Sie mich direkt fragen: Wir sind natürlich sehr stolz. Das ist für uns eine große Verantwortung und Herausforderung. Schon zu Beginn war für uns sofort klar: Wir müssen hier eine Lösung finden. Wir haben uns mit BioNTech zusammengetan, mit denen wir seit 2018 arbeiten. Dass wir den Impfstoff innerhalb von acht Monaten fertigstellen konnten, ist herausragend. Wir haben die Aufgaben so verteilt, dass man z.B. bei der Forschung nicht hintereinander, wie üblich, vorgeht, sondern parallel. Und wir haben eine besonders große Zulassungsstudie durchgeführt. Rückblickend kann man sagen, es waren die tolle Bündelung der Ressourcen, die Zusammenarbeit von Herstellern, Zulieferern, Behörden, Institutionen.

(Bild: AFP)

Was ist mit dem Schulterschluss der Pharmaindustrie?
Es kam relativ schnell zu Vereinbarungen, wenn es einen Impfstoff gibt, den man produzieren müsste, dass man füreinander Produktionsstraßen freimacht - wenn diese passen, das ist nämlich gar nicht so einfach. So hat z.B. Sanofi angekündigt, dass sie uns im Sommer unterstützen können.

Sie haben auch viel herzustellen.
Ursprünglich lag das EU-Bestellvolumen bei 300 Millionen Impfstoffdosen, heute bei 600 Millionen. In Österreich ging es von 3 auf 11,1 Millionen hinauf, weltweit von 1,3 auf 2 Milliarden Dosen. Eine Herausforderung, aber wir tun unser Bestes.

Haben Sie die bessere Lieferstrategie als AstraZeneca?
Wir haben alles getan, damit die Strategie so ist, wie sie ist. Und letztlich war es gut. Zu Mitbewerbern kann ich nichts sagen.

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Ich glaube, dass prinzipiell die Entscheidung, auf mehrere Hersteller zu setzen, richtig war.

Robin Rumler, Pfizer

Wie sehen Sie die viel kritisierte EU-Bestellpolitik?
Ich glaube, dass prinzipiell die Entscheidung, auf mehrere Hersteller zu setzen, richtig war. Da sitzen Experten, die sich alle Daten anschauen, nationale Gremien, die entscheiden. Für uns war wichtig, so rasch wie möglich die Nachfrage zu wissen, um sie dann zu erfüllen. Andere Länder haben es anders gemacht, keine Frage.

Ob es andere Länder auch besser gemacht haben?
Andere Länder haben andere Momente genutzt, die waren teilweise früher dran. Das heißt nicht, dass die EU-Kommission zu spät war. Fakt ist, sie hat im November bestellt.

Bundeskanzler Kurz und Gesundheitsminister Anschober mit Freiwilligen für die ersten Impfungen gegen das Coronavirus (Bild: APA/HANS PUNZ/APA-POOL)
Bundeskanzler Kurz und Gesundheitsminister Anschober mit Freiwilligen für die ersten Impfungen gegen das Coronavirus

Der 27. Dezember mit dem Impfstart war ein großer Tag für uns. Wie war er für Sie?
Großartig. Ehrlich. Am 26. Dezember sind 27 Lkw mit den Impfdosen durch ganz Europa gefahren. Wir haben in jedes Land 10.000 Dosen gebracht. Am 27. Dezember gab es dann die erste Impfung mit Regierungsvertretern und dem berühmten Siegeszeichen von Prof. Christoph Wenisch. Und wenn du dann das Unternehmen dort repräsentieren darfst – was soll ich da noch sagen? Cool!

Wo ist man denn jetzt forschungsmäßig dran?
Unser Impfstoff kann ab 16 Jahren verabreicht werden. Die große Zulassungsstudie läuft weiter, wir haben jetzt 2200 Jugendliche zwischen zwölf und 15 Jahren inkludiert. Ziel ist die Zulassung auch für diese Gruppe. Und wir starten dieser Tage mit Studien an 4000 Schwangeren.

Zulassungen dafür würden viele Erleichterungen bringen.
Ja, und wo wir noch Neuigkeiten erwarten können, ist beim Thema Handling des Impfstoffs. Der muss ja bei minus 60 bis 80 Grad gelagert werden. Für die Verwendung in den Impfstraßen kann er dann bei zwei bis acht Grad für fünf Tage transportiert und gelagert werden. Nach dem Öffnen durfte er bis dato nicht mehr transportiert werden. Das heißt, aus einem Fläschchen gehen sechs Dosen heraus, entnimmt man nur drei, darf der Rest nicht mehr verwendet werden.

Hier läuft die Produktion auf Hochtouren: Ein Einblick in ein Werk in Kalamazoo (USA)
 (Bild: Pfizer)
Hier läuft die Produktion auf Hochtouren: Ein Einblick in ein Werk in Kalamazoo (USA)

Das heißt, bisher mussten Reste weggeworfen werden.
So war bisher die Auflage der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA. Dazu gibt es jetzt eine neue Stellungnahme: Demnach soll künftig der Transport von einem Ort zum anderen möglich sein. Damit sind auch Hausbesuche mit Durchimpfungen möglich.

Das ist toll! Gerade die ältere Bevölkerung wartet schon sehr darauf. Sind Sie eigentlich schon geimpft?
Nein, aber ich freu mich schon sehr darauf.

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Jeder Impfstoff bringt mich wieder näher an ein normales Leben.

Robin Rumler, Pfizer

Würden Sie sich auch mit AstraZeneca impfen lassen?
Wäre ich nicht Geschäftsführer der Pfizer Corporation Austria und würde mich auf meinen eigenen Impfstoff freuen, wäre ich froh, wenn ich überhaupt einen Impfstoff bekomme. Auch von AstraZeneca, Moderna oder jedem weiteren zugelassenen Impfstoff. Jeder Impfstoff bringt mich wieder näher an ein normales Leben.

Das würden Sie auch Ihrer Familie raten?
Ja. Wir haben eine Pandemie. Und eine Impfstrategie, die müssen wir verfolgen. Jeder zugelassene Impfstoff hat seine Berechtigung.

Was haben Sie im Pandemie-Jahr am meisten vermisst, worauf freuen Sie sich?
Ich bin ein Gesellschaftsmensch. Ich vermisse meine Kollegen, die große Gesellschaftsrunde, auf das freue ich mich. Ich gehe gern in Restaurants, die Gastronomie generell vermisse ich. Und ich vermisse Urlaub! Ich möchte nun unbedingt wieder einmal raus - und genießen!

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