Die Vermutung, dass der Lockdown einen Babyboom auslöst, hat sich offenbar nicht bestätigt - genauer gesagt dürfte der Shutdown im Frühjahr 2020 die Geburtenrate in Österreich sogar leicht gedämpft haben. Erste Auswertungen zeigen, dass es für Dezember, Jänner und März 2020 um rund fünf Prozent weniger Geburtstermine gab.
Noch lässt sich nicht exakt sagen, wie sich die Pandemie auf die Fortpflanzungsfreudigkeit der Österreicherinnen und Österreicher ausgewirkt hat. Die Geburtenzahlen unterliegen generell größeren Schwankungen. Doch anhand der Wochengeld-Anträge bei der Sozialversicherung zeichnet sich ab, dass der Lockdown eher einen negativen Effekt hatte.
Wochengeldanträge zeigen nur Tendenz an
Einzig der Februar fällt mit einem minimalen Plus aus der Reihe, allerdings waren auch die Februar 2020 und 2019 unterdurchschnittlich schwache Geburtsmonate. Die Daten basieren auf den Anträgen auf Wochengeld, dort wird der voraussichtliche Geburtstermin festgehalten. Allerdings haben nicht alle Schwangeren Anspruch auf Wochengeld, weshalb in dieser Statistik nicht alle Geburten in Österreich erfasst sind. Daher könne aus diesen Zahlen nur eine Tendenz abgelesen werden, betonte der Dachverband der Sozialversicherungsträger gegenüber der APA.
Höchst unterschiedlich sind auch die Geburtenzahlen, die die Krankenhäuser Ende 2020 verzeichnet haben. So sind in Tirol im Landeskrankenhaus Hall und in der Universitätsklinik Innsbruck im Jänner 2021 um fünf Prozent mehr Babys auf die Welt gekommen als im Jänner des Vorjahres 2020. Im Dezember habe es noch einen Rückgang gegeben. Die Schwankungen liegen laut dem Pressesprecher Johannes Schwamberger aber im Normalbereich.
In Vorarlberg gab es im November einen Geburten-Rückgang um 16 Prozent von 362 auf 304. Im Dezember wiederum blieb die Zahl der Geburten stabil, von 314 auf 318 Babys, die in den Vorarlberger Landeskrankenhäuser oder im städtischen Krankenhaus Dornbirn geboren wurden. In den vergangenen Jahren wurden in Vorarlberg stets etwa 4300 Babys geboren.
Mehr Hausgeburten während Pandemie
Einen Corona-Effekt der anderen Art gab es im Krankenhaus Braunau in Oberösterreich nahe der bayrischen Grenze. Nach dem Rekordjahr 2019 mit 1085 Neugeborenen sank die Zahl der Babys 2020 auf 963. Wie es aus dem Spital hieß, hätten sich weniger Frauen aus Deutschland, wie sonst durchaus üblich, für eine Entbindung in Braunau angemeldet. Außerdem sollen sich mehr Schwangere für Hausgeburten entschieden haben.
Geburtszahlen sanken auch schon vor Corona-Krise
In Wien gab es im Dezember 2020 - also neun Monate nach dem Beginn des ersten Lockdowns Mitte März - in den städtischen Spitälern inklusive AKH einen Rückgang der Geburtenzahlen. Exakt 1021 Babys kamen zur Welt, um 107 weniger als im Dezember 2019. Allerdings wies man im Gesundheitsverbund darauf hin, dass im Vorjahr insgesamt um sieben Prozent weniger Geburten in den öffentlichen Wiener Krankenhäusern registriert wurden. Auch im Burgenland und Kärnten sind die Geburtenzahlen tendenziell gesunken, schon vor Corona.
2018 gab es österreichweit 84.804 Neugeborene, 2019 waren es 84.222. Ob die Pandemie und die Lockdowns tatsächlich für eine Babyflaute sorgen oder doch einen Boom ausgelöst haben, wird früher oder später die Statistik Austria beantworten können. Ein Zwischenstand über die im ersten Quartal 2021 geborenen Kinder gibt die Statistikbehörde laut Veröffentlichungskalender am 15. Juni 2021. Übrigens: Der Beginn des ersten Lockdowns war am 16. März 2020, der früheste errechnete Geburtstermin eines Corona-Babys wäre somit der 23. Dezember gewesen.
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