Mindestens 18 Tote
Gewalt in Myanmar: Polizei erschoss Demonstranten
Knapp vier Wochen nach dem Militärputsch in Myanmar gehen die Sicherheitskräfte immer brutaler gegen die Straßenproteste im ganzen Land vor. Am Sonntag wurden nach Angaben des UNO-Menschenrechtsbüros mindestens 18 Demonstranten getötet. Die meisten Menschen kamen ums Leben, als Polizeikräfte in mehreren Städten in die Menge schossen. Am bisher blutigsten Tag seit dem Putsch gab es auch zahlreiche Verletzte.
Die Sicherheitskräfte setzten neben Tränengas, Wasserwerfern und Gummigeschoßen auch scharfe Munition ein. Demonstranten starben an Schussverletzungen. Tote wurden nicht nur aus der Wirtschaftsmetropole Yangon, sondern auch aus der südlichen Küstenstadt Dawei sowie der Stadt Bago gemeldet. Mindestens 20 Menschen wurden nach Angaben eines Sanitäters bei den Zwischenfällen in Dawei durch Gummigeschosse verletzt.
In der Innenstadt von Yangon hatten Polizisten schon vor dem geplanten Beginn der Proteste damit begonnen, die Menschen mit Blendgranaten, Tränengas und Schüssen in die Luft gewaltsam auseinanderzutreiben. „Als wir eintrafen, begann die Polizei ohne Vorwarnung zu schießen“, berichtete die 29-jährige Lehrerin Amy Kyaw. Einige ihrer Kollegen seien verletzt worden, andere hätten sich in den Häusern in der Nachbarschaft in Sicherheit gebracht.
Ein Vertreter der Vereinten Nationen bestätigte, dass es mindestens fünf Tote in Yangon gibt. Unter den Toten war eine Frau, die nach Angaben ihrer Tochter vermutlich einer Herzattacke erlag.
Reporter geschlagen und festgenommen
Auch in anderen Städten berichteten Augenzeugen von der zunehmenden Brutalität der Einsatzkräfte gegen friedliche Demonstranten. In der am Oberlauf des Irrawaddy-Flusses gelegenen Stadt Myitkyina wurde mindestens ein Journalist von Polizisten geschlagen und festgenommen, als er die Übergriffe dokumentieren wollte, wie die Lokalzeitung „The 74 Media“ berichtete.
In Pyay im Zentrum des Landes wurde ein weiterer Reporter nach Angaben seines Arbeitgebers von einem Gummigeschoß getroffen, während er über die dortigen Proteste berichtete. In der zweitgrößten Stadt Mandalay setzten Polizisten Wasserwerfer gegen die Demonstranten ein.
Blutiges Vorgehen wird international verurteilt
Die UNO verurteilte das gewaltsame Vorgehen am Sonntag „aufs Schärfste“. Der Außenbeauftragte der EU, Josep Borrell, warf dem Militär durch das Schießen auf unbewaffnete Zivilisten eine offene Missachtung des internationalen Rechts vor. Er rief zu einem Ende der Gewalt auf und sprach der „mutigen Bevölkerung“ Myanmars die Solidarität der EU aus.
Proteste seit vier Wochen
Am 1. Februar hatte in dem südostasiatischen Land das Militär durch einen Putsch die Macht übernommen. Die demokratisch gewählte Regierung von Aung San Suu Kyi wurde abgesetzt und die Friedensnobelpreisträgerin festgenommen. Seitdem sind Hunderttausende Menschen gegen die Armee auf die Straßen gegangen. Dabei ließen sie sich bisher auch von zunehmender Gewalt und Einschüchterungen nicht abschrecken.
Quellen: APA/Reuters/AFP/dpa
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