Ab Montag ist in Österreich erstmals das Taxifahren ohne Taxameter erlaubt. Das Taxi- und Mietwagengewerbe wurde per Jahresbeginn zusammengelegt, alle Fahrer brauchen nun einen Taxischein. Die Vermittlungsplattformen Free Now und Holmi bauen nun ihr Angebot in Wien aus. Auch Uber kündigte eine Offensive in Wien und Salzburg an.
Die Änderungen im Gelegenheitsverkehrsgesetz treten heuer schrittweise in Kraft. Ab Anfang März können Uber, Bolt und auch Taxi-Funkzentralen vorbestellte Taxifahrten mit fixem Abfahrts- und Zielort zu einem Pauschalpreis vermitteln. Im Gegensatz zur früheren Vermittlung von Mietwagenfahrten mit freier Preisgestaltung gibt es nun aber einen Preiskorridor.
Wer ein Taxi am Standplatz nimmt oder an der Straße heranwinkt, kann per Taxameter zahlen. Es gelten die bisher üblichen regionalen Tarife pro Zeiteinheit und Strecke. Genauso darf aber ein Taxi auch per App oder Telefon bestellt werden - dann kann der Preis im Voraus fixiert werden, in diesem Fall läuft kein Taxameter mehr mit. Für solche Fahrten gelten aber Mindestpreise, jedenfalls mindestens fünf Euro.
Mindestens 6,60 Euro bei Uber pro Fahrt in Wien
Der Mindestpreis beim digitalen Fahrdienstvermittler Uber wird künftig bei 6,60 Euro pro Fahrt in Wien liegen. Das Unternehmen musste sich Anfang des Jahres wegen fehlender Taxischeine vom Großteil der Mietwagenfahrer trennen, die auf der Plattform aktiv waren - Tausende verloren ihren Job. NEOS-Politiker Markus Ornig spricht von bis zu 5000 Betroffenen. Für den Taxischein muss man eine Prüfung ablegen und der Fahrer muss Deutschkenntnisse nachweisen.
Nun baut Uber sein Angebot in Wien und Salzburg kräftig aus. „Wir haben genug Fahrer, um ein zuverlässiges Service anzubieten“, sagte Uber-Österreich-Chef Martin Essl. „Die begrenzt flexiblen Tarife ermöglichen uns vorerst einen Verbleib in Österreich.“ In Graz würden derzeit noch Gespräche mit Taxiunternehmen laufen, langfristig wäre ein Start auch in Innsbruck und Linz interessant. Bei der Prüfung für den Taxischein ist die Durchfallquote laut Branchenvertretern sehr hoch. Der Uber-Österreich-Chef kritisiert das für die Taxiprüfung notwendige Auswendiglernen von Straßennamen in Zeiten von GPS. Dies sei „nicht mehr zeitgemäß“.
Auch Free Now und Holmi bauen Angebot aus
Für Free Now fahren in Wien nach eigenen Angaben rund 1200 Taxis. „Unsere Kunden haben nun die Möglichkeit selbst zu entscheiden, ob sie die Annehmlichkeiten einer geräumigen Limousine nutzen oder eher mit einem günstigen Standard-Taxi Vorlieb nehmen“, so Free-Now-Geschäftsführerin Sarah Lamboj in einer Aussendung.
Holmi orientiert sich bei seinem Preismodell bereits an der neuen Wiener Taxi-Tarifverordnung, die voraussichtlich Mitte März in Kraft treten soll. Bei per Internet oder Telefon vorbestellten Fahrten kann der Taxi-Mindesttarif um bis zu 20 Prozent unterschritten oder überschritten werden. „Mit dem Preisrahmen nehmen wir bereits die Vorteile des von der Stadt Wien verlautbarten Tarifmodells vorweg und stellen sicher, dass der Kunde zum günstigsten Preis ein Fahrzeug bestellen kann“, sagte Holmi-Geschäftsführer Jürgen Gunz.
Sammeltaxis ab Juni
Neu ist auch, dass ab Juni 2021 Sammeltaxis ermöglicht werden. Ein Taxi darf also während der Fahrt Fahrgäste aufnehmen und aussteigen lassen - es müssen aber alle Passagiere vor Fahrtantritt über die Strecke, Dauer und den Preis informiert sein.
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