Dreiste Imitate, unerlaubte Zitate - auf das Ausforschen abgeschriebener Diplomarbeiten und falscher Doktortitel hat sich Plagiatsjäger Stefan Weber spezialisiert. Seine Arbeit hatte, wie berichtet, Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) zu Fall gebracht. Jetzt ist der Aufdecker ins Visier der Kammer geraten.
Als Plagiatsexperte erhitzt Weber seit Jahren die Gemüter. Für Aufsehen gesorgt hat zuletzt der „Fall Aschbacher“: Der Sachverständige hatte in der Diplomarbeit der Ministerin abgeschriebene Passagen aufgestöbert und ihr schwere Verfehlungen vorgeworfen. Die ÖVP-Politikerin trat ab. Jetzt geriet der Aufdecker selbst ins Fadenkreuz. Um Ghostwriter auffliegen zu lassen, hat Weber auf seiner Homepage dafür geworben, anonyme Urheber von Manuskripten und Gutachten auszuforschen.
„Aufgabe ist Berufsdetektiven vorbehalten“
„Diese Aufgabe ist jedoch den Berufsdetektiven vorbehalten und nicht einem Plagiatsjäger ohne Gewerbeschein“, heißt es. Die Wirtschaftskammer ermahnte Weber, den Angebotstext im Internet auszubessern. Seine Antwort: Die betreffende Passage der Gewerbeordnung habe er nicht gekannt, sonst hätte er diese Dienstleistung nicht angeboten. In 14 Jahren Plagiatsprüfung habe er nur einmal mit einem anonymen Schreiben zu tun gehabt - ein Auftrag um ein paar Hundert Euro für eine Deutsche.
Kaum ist Weber der Aufforderung der Kammer nachgekommen, bahnt sich schon der nächste Ärger wegen einer Übertretung an. „Der Dozent darf öffentliche Doktorarbeiten begutachten, aber nicht recherchieren, ob jemand einen Doktortitel rechtmäßig erworben hat. Das dürfen nur Detektive“, erklärt ein Fachmann. Die neue Ermahnung der Wirtschaftskammer ist in Arbeit.
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