Bolsonaro blockt

Gesundheitsrat will Ausgangssperre in Brasilien

Die Krankenhäuser in Manaus sind an ihren Grenzen - die neu entdeckte Mutation soll daran schuld sein.

(Bild: AFP)

Obwohl Brasilien es nicht schafft, die Corona-Kurve abzuflachen, lehnt Präsident Jair Bolsonaro Maßnahmen gegen die Pandemie kategorisch ab. Nun pochen die Gesundheitsbeauftragten der brasilianischen Bundesstaaten auf eine Ausgangssperre: Sie fürchten, dass das Gesundheitssystem zusammenbrechen könnte.

Wie die Grafik von ourworldindata.org zeigt, ist in Brasilien derzeit noch keine Besserung der Coronavirus-Krise in Sicht - ganz im Gegenteil. In dem südamerikanischen Land steigt die Zahl der Neuinfektionen wieder steil an. 

Gremium warnt vor Kollaps des Gesundheitssystems
Während sich Bolsonaro davon weiter unbeeindruckt zeigt, gibt es nun eine deutliche Warnung aus den Bundesstaaten: Der Nationale Rat der Gesundheitsbeauftragten (CONASS) spricht sich für die sofortige Verabschiedung von Maßnahmen aus, um den drohenden Zusammenbruch der öffentlichen und privaten Gesundheitssysteme zu vermeiden“, hieß es in einem „Brief an die brasilianische Nation“, den das Gremium auf seiner Website veröffentlicht hatte. 

Spitalsbetten und Sauerstoff knapp
Darin wird gefordert, dass der Präsenzunterricht ausgesetzt wird - auch eine landesweite Ausgangssperre von 20 bis 6 Uhr sowie an den Wochenenden wird darin dringend empfohlen. Maßnahmen, die angesichts des bereits bestehenden Mangels an Sauerstoff für zu beatmende Covid-19-Patienten und Spitalsbetten wohl auch nötig sind.

Präsident: Gesundheitssystem immer schon problembehaftet
Doch der Präsident bleibt bei seinem Kurs, die Pandemie zu verharmlosen. Aus wirtschaftlichen Gründen ist er gegen Corona-Maßnahmen - obwohl er selbst im Sommer vergangenen Jahres eine Infektion durchmachen musste. Bolsonaro argumentierte erst kürzlich auf Twitter, das Gesundheitssystem habe schon immer Probleme gehabt, besonders was die Intensivstationen betreffe. Die Schließung des Handels und Ausgangssperren würden zu „katastrophale Folgen für das Land“ führen, warnte er.

Seit Jänner werden Impfungen in Brasilien durchgeführt, aber auch die sieht Bolsonaro skeptisch. Schutzmasken hält er ebenfalls für sinnlos: Zuletzt gab er als vermeintlichen Beleg für seine Thesen eine deutsche Umfrage an, die er allerdings als Studie bezeichnete und ihm als Argument gegen das Tragen von Masken dienen sollte.